TEILEN
Ein Ehrenamt das Leben retten kann: Blut spenden

Ein Abenteuer muss spannend sein, sonst wäre es ja keins – und es kann sein, dass man nicht mehr davon los kommt. Das ist auch bei der Blutspende so.

Heimbach – Hergarten
Blutspenden – das hatte ich mir immer mal vorgenommen. Aber nie umgesetzt. Weil beim Gedanken daran, gut einen halben Liter von meinen geschätzten 5 bis 6 Litern des Lebenssaftes abzugeben, mir ja doch etwas mulmig wird. Halten mein Kreislauf und ich das überhaupt aus? Und zeitlich passt es auch gerade nicht richtig. Außerdem gibt es doch genügend andere, die ihr Blut zum Leben retten abgeben…

Viel Papierkram für Erstspender bei der Registrierung

Gibt es nicht. „3.000 bis 3.500 Blutspenden werden in Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und dem Saarland täglich benötigt“, weiß Georg Simon vom DRK-Blutspendedienst West, der diese Gebiete betreut. Immer öfter liegen sie aber 10 bis 15 Prozent unter diesem Wert. Nur drei bis vier Prozent der spendefähigen Deutschen spenden Blut. „Wir freuen uns über jeden Erstspender“, sagt so auch Michael Maas, Kreisbereitschaftsleiter
des DRK Düren. „Besonders wenn die älteren Freiwilligen, die oft zwei- bis viermal im Jahr Blut spenden, aus gesundheitlichen Gründen nicht mehr kommen, ist es schwer, sie durch
Jüngere zu ersetzen.“ Ja, wenn das so ist… Dann mal ran an die Kanüle!

A, B, AB und 0 – manche Blutgruppen gibt es nur relativ selten

Von der Anmeldung zum Arztgespräch
Immer mit der Ruhe. Zunächst muss ich mich beim Hergartener Terminkoordinator und -organisator Dieter Krämer anmelden. Er kennt sein „Stammpersonal“, das völlig gelassen am Sonntagmorgen zum Blutabzapfen ins Bürgerhaus kommt. Respekt! Ich dagegen habe weiche Knie. Dieter Krämer erklärt mir das Prozedere und stattet mich mit Infomaterial aus. „Und hier oben am Hals wird dann das Messer angesetzt“, sagt er abschließend und grinst. Ok, der war gut, die Anspannung lässt nach. Mit ausgefülltem Spenderformular, das Anhaltspunkte zu meinem gesundheitlichen Zustand abfragt, geht’s zum Anamnesegespräch beim Arzt. Hier kommt niemand ungeprüft an die Kanüle.

Nach dem Ermitteln des Hb-Wertes geht es auf die Liege: „Viel Spaß!“

Ich werde schnell zum „Aderlass“ frei gegeben. Einige der Wiederholungstäter erzählen, dass sie sich nach der Spende besser fühlten. „Wie das Auto beim Ölwechsel quasi“, sagt Georg Simon. Viel trinken ist nachher wichtig, dann wird der Flüssigkeitsverlust schnell ausgeglichen. Die Nachbildung der neuen roten Blutkörperchen (Erythrozyten), die für den Transport des Sauerstoffs im Blut zuständig sind, dauert etwa drei Wochen.

Ab ins Labor: Vor der Freigabe wird getestet – Blutgruppe, HIV u.a.

Von Voruntersuchung bis Blutspender-Pass
Nächste Station: Temperatur messen und Hämoglobin-Wert (kurz: Hb-Wert) feststellen. Dieser Wert gibt Aufschluss über den Eisengehalt des Bluts. Ein Piks ins Ohr und die Sache ist erledigt. Nichts gemerkt, alles ok. Mit einem Set Proberöhrchen und Blutbeutel sowie einem „Viel Spaß beim Blut spenden!“ werde ich auf die Entnahmeliege entlassen. Einige sind schon belegt. Man kennt sich hier, es geht ganz munter zu. Hier bekomme ich auch Instruktionen, wie ich mich nach der Spende verhalten soll: Anstrengung, Alkohol und Zigaretten meiden. „Ach, Sie rauchen gar nicht? Nichtrauchen dürfen Sie sofort wieder.“ Auch das Entnahme-Team ist mit Humor gesegnet – schön, das reduziert den Stress weiter.

Die Cola danach – Schnellhilfe für den Kreislauf

Ein Stich in die Vene und das Blut nimmt seinen Weg. Rund zehn Minuten dauert der Vorgang, das DRK-Team behält mich stets im Blick. Alles läuft nach Plan. Kurz noch ausruhen, dann gibt’s zur Belohnung und Stärkung belegte Brötchen, Suppe, Kaffee und andere Getränke. Ein bisschen wie Frühschoppen, nur ohne Alkohol. Insgesamt ist das Blutspenden eine durchaus gesellige Angelegenheit, stelle ich fest. Schmerzfrei und gut
verträglich darüberhinaus. Angst davor muss niemand haben. Der DRK-Kreisverband Düren kann stolz auf Hergarten sein: 80 Menschen, darunter 6 Erstspender, ließen heute hier jeweils etwas über 500 ml Blut. Und auch auf die ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, die für den reibungslosen Ablauf sorgen. „Die Blutspende fußt auf dem Fundament des Ehrenamts“, betont Georg Simon. „Ohne die Freiwilligen wären die Termine gar nicht möglich.“ Und ich bin ein bisschen stolz auf mich und freue mich schon auf meinen Blutspender-Pass!

Blutspender-Erkennungszeichen: Pflaster am Ohr

_______________________________________________________________________

Nachgefragt bei NRW-Gesundheitsminister Karl-Josef Laumann:

Glanzpunkt Eifel: Was trägt die Landesregierung dazu bei, die Spendensituation zu verbessern?
Laumann: Blut und Blutprodukte sind sehr wichtige, in Einzelfällen sogar lebensrettende Arzneimittel. Der demografische Wandel macht sich auch bei der Blutspende bemerkbar: Die treuen Spender scheiden meist aus Gesundheits- oder Altersgründen aus, neue Jungspender rücken nicht der benötigten Zahl nach. Deshalb unterstützt das Gesundheitsministerium, wenn es erforderlich ist, die Aufrufe des Deutschen Roten Kreuzes, Blut zu spenden. Zudem ist die Landesregierung in den zuständigen Gremien der Bundesärztekammer und im Arbeitskreis Blut vertreten, um dort Maßnahmen gegen mögliche Engpässe zu beraten. Die Landesregierung wirkt beispielsweise insbesondere auf die Qualitätssicherung bei der Anwendung von Blutprodukten (Nutzung von Fremdblutsparender Maßnahmen, rationaler Einsatz von Blutkonserven) hin. Denn bei Engpässen müssen Krankenhäuser besonders sorgfältig abwägen, ob eine Blutkonserve gegeben werden soll oder eine andere Therapieoption möglich wäre.
Glanzpunkt Eifel: Müsste man die freiwilligen Spenderinnen und Spender nicht
noch mehr würdigen und öffentlich anerkennen?
Laumann: Für eine langfristig ausreichende Versorgung mit Blutkonserven sind wir auf ein hohes Spendenaufkommen angewiesen. Deshalb leisten auch diejenigen, die einen
Blutspendendienst aufsuchen, einen immens großen Beitrag zur bestmöglichen gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung. Dafür bin ich jedem einzelnen Spender dankbar. Wenn es erforderlich ist, rufen wir als Ministerium zu Blutspenden auf. Jedoch ist die Gewinnung von neuen Spendern die Aufgabe der Spendeeinrichtungen. Sie müssen die spendenden Personen besonders vertrauensvoll und verantwortungsvoll betreuen und würdigen.
Glanzpunkt Eifel: Sind sie selbst Blutspender?
Laumann: Ja, ich habe schon sehr oft Blut gespendet und auch sehr jung damit angefangen.

_______________________________________________________________________

Autorin: Claudia Träger
Fotos: Ralph Sondermann

TEILEN