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Alex Jansen in seinem Deutz
Alex Jansen in seinem Deutz

Hellenthal-Hecken. Warmes Licht schimmert in der Dämmerung durch die Fenster der geschlossenen Werkstatttüren. Es ist windig und kalt geworden, Herbst eben. Drinnen, in der Werkstatt, ist es schön warm. Kein Wunder, es riecht nach glühendem Stahl, Eisenspänen, Feuer und Arbeit. Alex Jansen aus Hecken, Markenzeichen grüner Filzhut, hat das Feuer angefacht, um seinem Hobby nachzugehen: schmieden. Aus einem alten Radio ertönen etwas kratzig Klassiker aus den 80er Jahren – WDR4 läuft. An einigen Wänden hängen Blechschildchen mit Sprüchen der Sorte „Nüchtern betrachtet sah es besoffen besser aus.“ An einer anderen Wand alte Werbeschilder von Landmaschinen. „Ich wollte eigentlich Landmaschinenschlosser werden, aber das hat aus verschiedenen Gründen nicht hingehauen.“ Heute ist der 28-Jährige Metallbauer und arbeitet bei der Firma Franz Pesch in Blankenheim-Wald als Schlosser.

Ordnung ist das halbe Leben

Bilder mit Bud Spencer und Terence Hill hängen ebenfalls ordentlich aufgereiht außer Reichweite von fliegenden Funken oder Metallteilen auf Abwegen. Die Kult-Western- und Abenteuerkomödien mit dem Duo und ihren aufwändig inszenierten Prügelszenen muten antiquarisch an angesichts Alex’ Jahrgang 1990. Aber es passt. Moderner Schnickschnack ist Alex’ Sache nicht. So ist es eben auch das traditionelle Handwerk, das ihm solchen Spaß macht: schmieden, löten, schweißen, bohren, schrauben. Er tüftelt gerade an einem Hänger für seinen Deutz, Baujahr 1962. Aber nicht ohne vorher anständige Konstruktionspläne mit CAD-Software angefertigt zu haben. System und Ordnung ziehen sich durch Alex’ kleine Werkstatt. Schraubenschlüssel, Bohrer, Zangen – alles ist fein säuberlich sortiert und griffbereit. Der Bär von einem Mann mag es ganz offensichtlich aufgeräumt.

Die Ruhe selbst

Alex genießt es, mit seinem 62er Deutz, einem Brot-und-Butter-Trecker, wie er sagt, gemächlich durch die Dörfer zu tuckern, rechts und links zu schauen, sich den Wind um die Nase wehen zu lassen. „Aus einem schnellen, dicken Auto heraus nimmt man ja gar nichts wahr. Das ist nicht mein Fall“, sagt er. Nichts scheint den wortkargen Mann aus der Ruhe bringen zu können. Leben und leben lassen. Für den Traktor hat er gerade einen Unterstand gebaut. Dass der Pkw vorm Haus kein Dach über dem Kopf hat, ist nicht so tragisch…

Und dann ist da noch der 1964er John Deere vor der Werkstatt, von dem nur 2.000 Stück produziert wurden. Noch hat Alex den Traum nicht aufgegeben, den Traktor zu restaurieren. Aber Ersatzteile sind rar und Einzelanfertigungen teuer. Mal abwarten, was kommt. Eilig hat Alex Jansen es ja nicht. Der Deutz leistet ihm treue Dienste. „Man vermisst einen Traktor nicht, wenn man keinen hat“, erzählt der Mann mit dem Filzhut – den er auch im Sommer trägt. „Aber ist er erstmal da, kommt er oft zum Einsatz. Mit dem Deutz komme ich eben überall durch, ob im Wald oder über matschige Wiesen.“ Zu Trecker-Treffen fährt er aber doch lieber mit dem Pkw. „Mein Deutz ist ja nichts besonderes“, meint er.

Im November hat sein Patenkind Lucas Geburtstag. Vier Jahre wird der Kleine schon. Bis dahin lässt sich Alex vielleicht noch ein Schmiedestück als Geschenk einfallen. Für einen Privatkurs im Schmieden ist es wohl noch zu früh. Lucas kann aber für später schon mal sicher sein: Sein Patenonkel wird ihm alles geduldig erklären. Alex Jansen – ein bärenstarker Typ aus Hecken.

Text: Claudia Träger
Fotos: Ralph Sondermann

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