TEILEN
Alfred Schink führt eine Besuchergruppe durch die Grube Günnersdorf in Mechernich.
Alfred Schink: Einmal Bergmann, immer Bergmann.

Dunkle Schächte, unbefestigte Wege, ganzjährig eine Temperatur von ca. 10 Grad Celsius und etliche Meter unter der Erde. Das war der Arbeitsplatz von Alfred Schink, der bis zu seinem 79. Lebensjahr Führungen in der „Grube Günnersdorf“ durchführte. Er selbst arbeitete dort früher als Bergmann und gehört somit zu den Wenigen, die noch aus erster Hand ihre Erfahrungen an die Bergwerksbesucher weitergeben können. Vor Kurzem begleitete er seine offiziell letzte Besuchergruppe durch die vertrauten Gänge der Grube.

Eine Besuchergruppe in der Grube Günnersdorf mit Alfred Schink
Bergwerksbesichtigung mit Alfred Schink in der Grube Günnersdorf

Schon seit jungen Jahren gehört der Bergbau zu seinem Leben dazu: Auch sein Vater war Bergmann und 40 Jahre in der Grube beschäftigt. Bereits mit 14 Jahren beendete Alfred Schink die Schule und begann 1953 eine Lehre in der „Grube Günnersdorf“. Die Arbeit sei schon schwer gewesen, sagt er. Es musste viel per Hand erledigt werden, heute gäbe es dafür Maschinen, aber damals sei es ein echter Knochenjob gewesen. Wenige Jahre später wurde das Bergwerk jedoch stillgelegt. Alfred Schink blieb in der Eifel und erlernte den Beruf des Stahlbauers. Fünf Jahre später machte er eine weitere Ausbildung und war von da an in der Verwaltung der Bundeswehr tätig. „Eigentlich habe ich also drei Berufe. Aber der Beruf des Bergmanns ist schon das Highlight gewesen. Einmal Bergmann, immer Bergmann“, erzählt Alfred Schink. Er lebt seit jeher in der Stadt Mechernich, der „Perle am Bleiberg“, wie er sagt, die früher eine Bergmannskolonie war.

Die Faszination der Welt unter Tage

Als 1989 das Besucherbergwerk entstehen sollte, mussten erst einmal 4.000 Kubikmeter Schlamm aus dem Stollen entfernt werden, mit dem er zugespült worden war. Nach unzähligen Arbeitsstunden konnte das Bergwerk für Besucher geöffnet werden und seitdem beantwortete Alfred Schink kleinen und großen Besuchern jede Frage zur Geschichte des Bergwerks und der Entstehung von Erz. Wenn Hochbetrieb herrschte, musste er bis zu drei Mal am Tag in die Grube und führte dabei die verschiedensten Menschen durch die Gänge. „Da wird auch schon mal ein Witz erzählt“, lacht der Einmal-Bergmann-immer-Bergmann.

Alfred Schink führt mit fast 80 Jahren Besucher durch die Grube Günnersdorf.
Durch die Stollen der Grube Günnersdorf mit Alfred Schink.

„Man muss das gerne machen, sonst hat es keinen Zweck. Das ist die Voraussetzung.“ Er selbst ist fasziniert von der Welt unter Tage: „Die Mineralien, verschiedene Formen von Erzen, ihre Entstehung – das ist einfach interessant!“ Diese Begeisterung hat er jahrelang mit ehrenamtlichem Engagement und Witz an die jährlich rund 8.000 Besucher des Bergwerks weitergegeben. Nächstes Jahr wird Alfred Schink 80 Jahre alt und hat sich daher entschlossen, Platz für den Nachwuchs zu machen. Er ist immer noch engagiert und wirkt gerade am Bau eines Modells des ganzen Bleibergwerks mit, das ab dem Sommer ebenfalls besichtigt werden kann. „Und man kann ja immer noch mit den Kollegen fachsimpeln“, schmunzelt er. Doch jetzt wolle er sich erstmal einer weiteren Leidenschaft, dem Fotografieren, widmen. Letztes Jahr ist er mit einem Kreuzfahrtschiff bis zum schwarzen Meer gefahren, für dieses Jahr ist schon eine Flugzeugreise geplant. „Ich bin zufrieden, so wie es ist, aber ich würde gerne 100 Jahre alt werden“, sagt er lachend.

Text: Nadja Schneidereit
Fotos: Ralph Sondermann

TEILEN