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Bergbaumuseum Mechernich
Bergbaumuseum Mechernich

Mechernich. Es rauscht und quietscht, die Räder der Lokomotive drehen sich immer schneller und bringen den Wagen, der bis zum Rand mit Steinen gefüllt ist, zur Weiterverarbeitung in das Mechernicher Bergwerk. Schornsteine rauchen, Züge überqueren das Gelände in unterschiedliche Richtungen. Menschen stehen an den Gleisen und gehen sicher, dass alle Weichen richtig gestellt sind. Doch was, wenn da mal einer nicht aufpasst und zwei Züge versehentlich aufeinander zufahren? Dann ist Vorstandsvorsitzender des Fördervereins Bergbaumuseum Mechernich Günter Nießen schnell hinter der Absperrung und nimmt einen der beiden Irrläufer von den Gleisen. Denn natürlich fahren keine echten Züge mehr über die Gleise des Bergwerks. Damit war am 31. Dezember 1957 Schluss, als der Betrieb eingestellt wurde.

Mechernicher Bleiberg 1:100

Wer schon einmal im Mechernicher Bergbaumuseum war, kennt die Führungen durch die alten Stollen und die Ausstellungen mit den Hilfsmitteln der Bergleute. Seit Anfang des Jahres gibt es eine weitere Attraktion im Museum, an der Günter Nießen mit seinem ehemaligen Kollegen Willi Krämer anderthalb Jahre täglich gearbeitet hat: ein Miniaturaufbau im Maß- stab 1:100 des kompletten Geländes, wie es vor der Schließung aussah, das an Details nicht spart. Die Züge fahren computergesteuert über die Gipslandschaft. „Es kam vor fast 20 Jahren schon einmal die Idee auf, so ein Modell zu bauen, aber uns fehlten damals unter anderem die finanziellen Mittel“, erklärt Nießen. Alleine die Materialkosten für das Modell belaufen sich auf über 20.000 Euro. Und 400 Kilogramm Gips formen sich nicht von alleine. „Ich habe erst mal im Keller geübt, aus dem Gips die Landschaft zu formen“, erinnert sich der gelernte Maschinenbautechniker und Metallbaumeister.

Neben Figuren, Gleisen, Bäumen befindet sich ein Berg mit echtem Sand aus dem ehemaligen Bergwerk, ebenso Originalasche aus den Schächten. Auch die einzelnen Stationen des Gesteins sind in dem Miniaturmodell nachgestellt. „Das Gestein kam in den Vorbrecher und wurde zerkleinert“, erklärt Nießen. „Dann wurde es zum Rundbunker transportiert und anschließend in die Aufbereitung. Von dort wurde das Material mit dem Zug zur Magdalenenhütte gebracht.“

Wie dieses naturgetreue Modell des alten Bergwerks bei den Besuchern ankommt, ist klar: „Die Kinder sind begeistert, aber auch Erwachsene schauen sich unsere Modellwelt gerne an.“ Kein Wunder, denn mit Hilfe von Tafeln, auf denen jeder einzelne Schritt der Erzmaterialverarbeitung erklärt wird, können sich auch die kleinen Gäste genau vorstellen, wie es hier vor 60 Jahren aussah – eine kleine Zeitreise in das Jahr 1957.

Der Alltag der Bergmänner

Besucher können sich auch auf neue interessante Ausstellungen im Bergbaumuseum freuen. Gerade erst hat ein großzügiger Spender, ein ehemaliger Bergmann, seinen gesamten Besitz aus Be- rufszeiten dem Museum gespendet. Darunter finden sich alte Öllampen, die teilweise über 300 Jahre alt sind, Holzkronleuchter mit Schnitzfiguren und vieles mehr. Wer sich also selbst ein Bild vom Alltag eines Bergmanns machen will, die Bergwerksschächte besichtigen und natürlich die Modelleisenbahn fahren sehen will, sollte im Bergbaumuseum Mechernich auf jeden Fall vorbeischauen.

Weitere Infos und Öffnungszeiten: www.bergbaumuseum-mechernich.de.

Text: Michelle Olion
Fotos: Ralph Sondermann

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