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Die Bücherzelle von Steinfeld
Pater Lambertus und Thomas Frauenkorn mit der Bücherzelle in Steinfeld

Telefonzellen gibt es heute nur noch wenige. Die meisten Menschen können dank Smartphone auf die Münztelefone verzichten und so verschwinden die grau-magenta oder gar noch gelben Häuschen nach und nach von unseren Straßen. Nicht so auf dem Schulhof des Hermann-Josef-Kollegs in Steinfeld. Dort wurde vor einem Jahr, angeleitet durch Helmut Lanio, den Vorstandsvorsitzenden der Stiftung Kloster, eine bunt bemalte Telefonzelle aufgestellt. Wer hier ein Telefon vorzufinden gedenkt, wird jedoch enttäuscht. In der Telefonzelle stapeln sich Abenteuer, Kriminalfälle und Kindergeschichten – alles, was zwischen zwei Buchdeckel passt. Auf dem Schulhof lädt die bunte „Bücherzelle“ nicht nur Schüler und Lehrer, sondern auch die Gäste des Klosters dazu ein, einen Blick in die dort gesammelten Schmöker zu werfen. Wenn jemandem ein Buch gefällt, kann er es mitnehmen. Genauso können Bücher in die Bücherzelle gestellt werden, um dort vielleicht einem anderen Leser die Chance auf eine unbekannte Geschichte zu bieten.

Bücher in der Zelle: Sie sind nicht eingesperrt, sondern sollen mitgenommen werden.
Bücher in der Zelle: Sie sind nicht eingesperrt, sondern sollen mitgenommen werden.

Die Idee, Bücher auszutauschen, stammt aus den 90er Jahren und findet besonders in größeren Städten Anklang, z.B. in Köln und Bonn. Doch auch in der Eifel funktioniert sie. Pater Lambertus vom Kloster Steinfeld beobachtet, dass die Bücherzelle häufig genutzt wird. „Wenn ich sehe, wie oft dort Menschen stehen bleiben, die Tür öffnen und die Bücher näher anschauen, so denke ich, dass das Konzept aufgeht. Es kommen auch immer wieder andere Bücher dazu, der Buchbestand wechselt ständig. Das merken wir auch daran, dass wir dort immer wieder die Bücher aufräumen müssen.“ Besonders die Gäste des Klosters nutzen das Angebot.

Doch nicht nur in Steinfeld sind die Mini-Bibliotheken zu finden, auch in Schleiden und Gemünd stehen alte Telefonzellen, die die Möglichkeit geben, Bücher zu entnehmen oder abzustellen. Die Bücher gehen mit den Passanten auf Reise und man kann vermuten, dass sie dabei auch die Grenzen der Eifel überschreiten. Spannend ist also auch, welche Geschichte hinter dem Buch selbst steckt, für das man sich entschieden hat und welche Reise es schon hinter sich hat. Und so bietet das ausgesuchte Buch in gewisser Weise nicht nur eine, sondern gleich zwei Geschichten an. ●

Text: Michelle Olion
Fotos: Ralph Sondermann

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