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Die Vichtbachquilter sind eigentlich Vichtbachquilterinnen
Die Vichtbachquilter sind eigentlich Vichtbachquilterinnen

Roetgen. Kristine Mirbach, Waltraud Müller, Annette Ludwig, Marita Braun, Petra Isaac und Renate Küpper haben eine außerordentlich schöne Begabung. Seit vielen Jahren treffen sich die Frauen im Pfarrheim in Roetgen-Rott, um zu patchworken und zu quilten. Mal arbeiten sie gemeinschaftlich an einer kunstvollen Steppdecke, mal jede für sich an einem kleineren Projekt. Aufgrund eines Gespräches mit einer ortsansässigen Ärztin, die im Marienhospital in Aachen-Burtscheid arbeitete, entstand die Idee, sich neben ihrem Hobby Quilten auch sozial zu engagieren. In der Fachzeitschrift der Patchwork-Gilde lasen sie über das Herzkissenprojekt und die sechs Patchwork-Ladies waren sich schnell einig, dass das ihr soziales Engagement werden sollte.

Gegen physisches und psychisches Leid

Kontakt: patchatrott@web.de

Die Idee „Herzkissen für BrustkrebspatientInnen – verschenkt von Herz zu Herz“ verbreitete die dänische Krankenschwester Nancy Friis-Jensen in Europa. Nach einer Brustoperation haben die PatientInnen große Schmerzen in der Achselhöhle und im Brustbereich. Wenige Menschen wissen, dass auch Männer an Brustkrebs erkranken und somit dann die gleichen Probleme wie Frauen haben. Die Herzkissen haben eine besondere Form: Der Einschnitt ist tiefer als bei der üblichen Herzform. Die erkrankten Frauen und Männer können sich die weichen Herzkissen unter den Arm legen und so die Schmerzen in der Achselhöhle und in den Lymphen lindern. Die Herzen dienen darüberhinaus als Zeichen der Solidarität und der seelischen Unterstützung von BrustkrebspatientInnen. Sie werden ausschließlich ehrenamtlich genäht und an die Betroffenen verschenkt.

Zunächst finanzierten die sechs Näherinnen aus Roetgen am Vichtbach die notwendigen Materialien aus eigener Tasche. Mittlerweile werden die Kosten mit Spendengeldern beglichen. Doch wie immer ist das Geld knapp und es erfordert Mühe, Spendengelder aufzutreiben. So verkaufen die Viltbachquilterinnen auch gerne das eine oder andere Unikat, um den Erlös für neues Herzkissen Material einzusetzen. So zum Beispiel beim jährlichen Nikolausmarkt (7. bis 9. Dezember 2018) im Marienhospital Aachen. Dort sind die Vichtbachquilterinnen mit einem Stand vertreten. Vor der traumhaften Kulisse der ehemaligen Reichsabtei Burtscheid und der Kirche St. Johann schmücken dann insgesamt 28 Holzbuden mit schöner Handwerkskunst den Abteigarten. Das Sortiment trägt ausschließlich das Etikett Handarbeit – wie bei den Vichtbachquilterinnen eben auch.

Jedes Kissen ein schweres Schicksal

„Wir achten auf die Qualität der Stoffe“, erklärt Kristine Mirbach, „wir nehmen nur Stoffe aus Baumwolle und füllen die Kissen mit waschbaren Materialien, damit sie gut zu reinigen sind. Uns ist natürlich auch wichtig, dass die Stoffe sich gut anfühlen und ansprechend aussehen.“ Die Vichtbachquilterinnen wissen: Die Kissen werden von den betroffenen Frauen und Männern sehr dankbar angenommen: erstens, weil ihnen die Kissen gute Dienste leisten und zweitens, weil sie erfahren, dass jemand in den schweren Stunden nach der Operation an sie denkt. „Jedes Kissen, das wir nähen, bedeutet ja ein schweres Schicksal“, sagt Waltraud Müller nachdenklich.

Nähen Herzkissen für einen sehr guten Zweck: die Patchwork-Ladies aus Roetgen-Rott
Nähen Herzkissen für einen sehr guten Zweck: die Patchwork-Ladies aus Roetgen-Rott

Das Projekt „Herzkissen“ der engagierten Frauen aus Roetgen ist auf das Marienhospital in Aachen-Burtscheid beschränkt. Zur Zeit übergeben sie rund 30 Kissen im Monat. Seit 2010 haben sie dem BrustCentrum bereits mehr als 2.300 Kissen zur Verfügung gestellt. Bei ihrer Spende bleiben die Ehrenamtlerinnen sebst anonym. Es geht ihnen eben ausschließlich um die gute Sache. ●

Text und Fotos: Petra Kirch

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