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Eifel Hero Bettina Bauerfeind beim Radtraining
Eifel Hero Bettina Bauerfeind beim Radtraining

Nettersheim. Bettina Bauerfeind hat noch das Teamwochenende im Eifel Camp in den Knochen: „Das war eine harte Nummer!“, sagt sie. Schwimmen im See, Radtour nach Marmagen, dort wieder eine Schwimmeinheit, Gymnastik, Koppeltraining Rad/Laufen – Bettina musste sich manchmal ausklinken. Es wäre unvernünftig gewesen, das Programm der anderen durchzuziehen. „Wir sind ja eigentlich ein Team. Ein tolles dazu, so unterschiedlich wir auch sind. Trotzdem muss ich manchmal auf einer Ausnahme bestehen und dann ertragen, dass ich längst nicht so weit bin wie die anderen.“ Bettina darf auch nicht vergessen, dass sie noch keinerlei sportliche Leistungen vorzuweisen hatte, als sie beim Casting von der Jury ausgewählt wurde. „Es hat wenig Sinn, mich mit den anderen Teammitgliedern zu messen, ich muss meine eigenen Fortschritte sehen.“ Die Laufstrecke – vier Runden um den Freilinger See – hat sie am Wochenende, wenn auch zeitweise gehend, schon geschafft. Der notwendige Reifenwechsel, den jeder Triathlet beherrschen sollte, klappt auch, und an allem anderen wird weiter gearbeitet.

Die Voraussetzungen

Bekanntes Terrain für Eifel Hero Bettina: Ihre Textilschmiede in Nettersheim
Bekanntes Terrain für Eifel Hero Bettina: Ihre Textilschmiede in Nettersheim

Dass Bettina Bauerfeind keine Herausforderungen scheut, ist offensichtlich: Die staatlich geprüfte Bekleidungstechnikerin hat sowohl für einen Haute Couture Salon als auch in der Textilindustrie gearbeitet, ist seit 15 Jahren mit ihrer ‚Textilschmiede‘ selbstständig, gibt Näh- und Handarbeitskurse, hat eine 13-jährige Tochter und saniert gemeinsam mit ihrem Mann ihr Eigenheim, ein Bahnhofsgebäude aus dem Jahr 1890. Genug an Abenteuern, sollte man meinen. Jetzt hat die 43-Jährige ein neues Projekt. Sie will den Eifel Hero Triathlon am 29. Juni 2019 rund um den Freilinger See schaffen: 1 Kilometer schwimmen, 45 Kilometer Rad fahren, 10 Kilometer laufen. Ihre sportlichen Voraussetzungen: im Grunde nicht vorhanden, ausschließlich der Wille, einmal einen Triathlon zu finishen.

Die Bewerbung

Noch ein Schlücken für den Eifel Hero
Noch ein Schlücken für den Eifel Hero

„Nach der Geburt meiner Tochter habe ich immer wieder alleine probiert, sportlicher zu werden – ohne jeglichen Erfolg“, erzählt Bettina. „Und mit zunehmendem Alter wird es auch nicht leichter, da gibt es nichts zu beschönigen.“ Mit einer Anmeldung im tribea Gesundheitszentrum in Blankenheim wollte Bettina inklusive ihrer Familie gemeinsam Sport in ihren Alltag einbauen. Dort flatterte ihr der Aufruf zum Eifel Hero Casting entgegen. „Ich habe mich beworben und wurde angenommen.“ Am Tag des Castings rutschte ihr das Herz dann doch fast in die Hose. „Um mich herum alles trainierte, junge Leute und dann ich, 43 und Übergewicht. Eigentlich wollte ich da wieder gehen.“ Eifel Hero Initiator Ralf Hetkamp stimmte Bettina um. Und tatsächlich, sie wurde von der Eifel Hero Jury ausgewählt. 60 Leute hatten mitgemacht, sechs wurden ausgewählt. „Ich bin so dankbar, dass ich diese Chance bekomme! Ich gebe jetzt auch deswegen alles, um die Veranstalter und Trainer nicht zu enttäuschen. Sie sollen das Gefühl haben, dass es eine gute Entscheidung war, mich auszuwählen.“

Das Training

Training für den Eifel Hero mit Laufkumpeline Lina
Training für den Eifel Hero mit Laufkumpeline Lina

In Nettersheim kann sie gleich von der Haustür ab mit ihrem auf sie abgestimmten Trainingsplan loslegen. Zum Laufen nimmt sie die spritzige Dackeldame Lina mit, Tochter Lisa geht mit ihr zum Schwimmtraining und Ehemann Rudi begleitet sie auf den Radstrecken. Bettina muss nicht nur sportliche Hindernisse bewältigen. Sich in einen engen Neoprenanzug zwängen? Als Moppel ins Fitnessstudio gehen? Früher undenkbar! „Ich glaube, dass viele dicke Menschen genau deshalb nicht mit Sport beginnen, weil sie sich genieren. Ein Teufelskreis. Mit dem Ziel Eifel Hero habe ich die Ängste überwunden.“ Die anstehende Winterphase mit Trainingsplan und Ernährungsumstellung wird hart, da macht sich Bettina nichts vor. „Dennoch: Mein Wille ist ungebrochen“, sagt sie – und dreht noch eine Feierabendrunde mit dem Rad. ●

Fotos: Ralph Sondermann
Text: Claudia Träger

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