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EuropaKreuze: Wertvolles, verbindendes Kunstprojekt der Steinfelder Schüler
EuropaKreuze: Wertvolles, verbindendes Kunstprojekt der Steinfelder Schüler

Kall – Steinfeld

170 Kreuze leuchten im Sonnenlicht. Sie sind bemalt mit Blumen, Tieren und Sternen. Manche sind mit geraden Linien versehen, andere stellen einfach Farbverläufe dar. Sie sind alle unterschiedlich, individuell und besonders, denn jedes einzelne Kreuz steht für die 17 Millionen Menschen, die im Ersten Weltkrieg ihr Leben ließen. Die Kreuze haben schon viele Orte der Welt gesehen und sind dort angelangt, wo sie entstanden waren, nämlich in Steinfeld in der Eifel. Hier begann ihre Reise vor vier Jahren, genau 100 Jahre nach dem Ausbruch des Ersten Weltkriegs.

Der Künstler und ehemalige Beauftragte der Bundesregierung für das 100-jährige Gedenken an den Ersten Weltkrieg, Guy Féaux de la Croix, ist Initiator der EuropaKreuze und erinnert sich noch an die Anfänge der Aktion: „Die Schule und auch viele Eltern kamen auf mich zu und fragten, wie man an diese tragischen Jahre der deutschen Geschichte erinnern kann.“ Sein Vorschlag war, das Interesse der Jugendlichen mit einem künstlerischen Ansatz zu wecken. Und es hat funktioniert. Mit Begeisterung bemalten die Steinfelder SchülerInnen, LehrerInnen, Eltern und auch er selbst die 170 Kreuze. Gebaut wurden die Kreuze unter anderem von den SchülerInnen des Hermann-Josef-Hauses in Urft. Nur die Zusammenarbeit der vielen Jugendlichen und HelferInnen machte es möglich, die Kreuze herzustellen und jedes von ihnen einzigartig werden zu lassen.

Mit Kunst und Glauben Interesse geweckt

„Ich wollte mit den Kreuzen zeigen, dass die Mittel der Kunst und der Standpunkt des Glaubens zusammen in den Jugendlichen Interesse wecken können – auch für solche Themen, die sie in der Schule zwar durchnehmen, für die sie sich aber nicht wirklich begeistern können“, sagt Guy Féaux de la Croix. „Junge Menschen für etwas begeistern, was wollen Kunst und Religion mehr? Gott war der größte Künstler von allen und hat uns Menschen nach seinem Abbild erschaffen. Wir sind also alle Künstler!“ Damals folgten viele SchülerInnen seinem Ruf und entdeckten beim Gestalten der Kreuze den Künstler oder die Künstlerin in sich.

Unser Frieden ist nicht selbstverständlich

Jetzt, vier Jahre nach dem 100-jährigen Gedenken, wird an das Kriegsende erinnert – Anlass für weitere 50 Kreuze. Mit an dem Projekt beteiligt ist Professor Dr. med. Jonas Andermahr von der Universität Köln. „Die Schüler wurden durch das Projekt auch daran erinnert, dass der europäische Frieden nicht selbstverständlich ist“, erklärt er. Er ist auch Herausgeber des Buches zur Aktion „EuropaKreuze“ mit Aufnahmen der Kreuzsammlung von Fotograf Manos Meisen. Die Aktion gipfelte in einer Projektwoche am Hermann-Josef-Kolleg Steinfeld mit einem Jugendgottesdienst, einem Gottesdienst in der Basilika, einer Ausstellung der Kreuze und einem Symposium mit Historiker Gerd Krumeich. Professor Dr. Albert Gerhards von der theologischen Fakultät in Bonn, ebenfalls Herausgeber des Buchs „EuropaKreuze“, zelebrierte zum Abschluss am Passionssonntag die Messe in Steinfeld.

Nach der Projektwoche werden die Kreuze beim Katholikentag in Münster (9. bis 13. Mai 2018) aufgebaut. Aber hier ist für Guy Féaux de la Croix und seine EuropaKreuze noch lange nicht Schluss. Er sieht die Sammlung als „Wanderkreuze“, die noch einen weiten Weg vor sich haben. Weitere Schulen sollen in das Projekt mit einbezogen werden. Guy Féaux de la Croix will mit den Jugendlichen weitere Kreuze bauen, bemalen und zusammentragen: „Mein Traum ist es, dann mit 1.700 bunten Kreuzen zum Papst nach Rom zu reisen.“ ●

Text: Michelle Olion
Fotos: Manos Meisen

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