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Werner Breuer restauriert Stühle, flechtet Sitz- und Rückenflächen und ganz nebenbei auch noch Körbe, die er auf Märkten anbietet

Geduld ist gar kein Ausdruck für die Ruhe, die Werner Breuer an den Tag legt. Stunde um Stunde arbeitet er an den Geflechten der Stühle, die ihm zur Reparatur überlassen wurden. „Nein, einen ganzen Tag lang mache ich das nicht – nach ein paar Stunden höre ich auf“, erklärt der 67-Jährige. Vor 30 Jahren hat er das Peddigrohrflechten erlernt und für das Stuhlflechten vor der Handwerkskammer eine Prüfung abgelegt. Zwischen 12 und 15 Stunden arbeitet der gebürtige Ramscheider je nach Größe und Schwierigkeit an einem Geflecht. Wenn der Stuhl Rücken- und Sitzfläche hat, kommt auch schnell mal die doppelte Arbeitszeit zusammen. „Ich lasse mich nicht hetzen, mache alles in meiner Zeit und wenn es fertig ist, ist es fertig“, lächelt Werner Breuer.

Seit 1959 wohnt Werner Breuer zusammen mit seiner Frau Marlies in Blumenthal. Bis zu seiner Rente hat er ein paar Kilometer weiter bei Schöller gearbeitet. „Wenn ich früher schon gewusst hätte, dass mir das Restaurieren der alten Stühle so viel Spaß macht, dann hätte ich eine Schreiner- oder Tischlerlehre gemacht“, sagt Werner Breuer halb ernst, halb im Scherz. „Am schwierigsten sind runde Geflechte, da braucht man eine Engelsgeduld. Aber auch der Rand ist immer kniffelig, das ist manchmal eine echte Fummelsarbeit!“

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Wener Breuer repariert nicht nur Stühle, auch Körbe flechtet er. „So ein kleines Körbchen flechte ich auch schon mal beim Fernsehgucken“, schmunzelt er. „Das Gefühl dafür habe ich einfach in den Fingern.“ Die Körbchen bieten er und seine Frau auf Märkten in der Region an. Das Bereisen der Märkte ist zu einer neuen Leidenschaft der Familie Breuer geworden. „Wir lieben es, morgens mit den anderen Händlern einen warmen Kaffee zu trinken. Mittlerweile kennt man sich untereinander und es ist schön, sich zu unterhalten“, schärmt Werner Breuer von den Markttagen. Dann kommt es auch mal vor, dass er und seine Frau in ihrem Kleinbus schlafen. „Das ist wie Camping, wie ein Kurzurlaub“, erklärt Werner Breuer.

Auf den Märkten flechtet er Körbe vor den Augen der Marktbesucher. Auch Auftragsarbeiten hat er so schon viele bekommen. Der neuste Schrei sind Körbe, in deren Boden in Serviettentechnik Motive eingearbeitet werden. „Wir hatten einmal eine Serie mit Hunden, die war sofort weg“, erzählt Werner Breuer. Die Stühle bearbeitet er jedoch ausschließlich zu Hause in Blumenthal – und da nimmt er es immer ganz genau und verzeiht sich keine Fehler. „Die ersten beiden Stühle, die ich gemacht habe, habe ich wieder vollkommen aufgetrennt und von Neuem geflochten“, erinnert er sich zurück. „Ich war richtig froh, als ich sie dann fertig hatte.“ Manchmal ist auch heute noch der Wurm drin. Aber das nimmt Werner Breuer gelassen: „Wenn innerhalb einer halben Stunde der Faden drei- bis viermal reißt, dann ist das für mich ein Zeichen, dass ich besser eine Pause machen sollte.“ Die gönnt sich der Rentner im Unruhestand auch ausgiebig und nimmt sich ein Buch zur Hand. Dieses handelt natülich von Flechttechniken und Flechtmustern. „Ich habe viel aus Büchern gelernt, denn dieses Handwerk ist sehr selten geworden“, bedauert er.

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Am 14. und 15. März sowie vom 4. bis zum 6. April ist Familie Breuer wieder auf dem Markt in Bad Münstereifel vertreten. Den Antik – und Trödelmarkt findet man an der Heinz-Gerlach-Halle.

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