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Die Künstlerin Eva-Maria Hermanns schafft aus scheinbar wertlosem Material faszinierende Bilder, die Geschichten erzählen

Bei ihr werden ganze Bootsteile, alte Bücher oder oft nur ein Fetzen Papier zu Geschichten erzählenden Bildobjekten. Eva-Maria Hermanns ist Künstlerin und haucht mit ihren unermüdlichen Ideen ausgedienten Materialien neues Leben ein. Von winzigen Papierstreifen und Stoffresten bis zu Eisenteilen gibt es alles in ihrem Materialfundus. „Also alles was man sich denken kann oder auch nicht denken kann“, schmunzelt Eva-Maria Hermanns, „Ich habe auch unterwegs eigentlich immer irgendwas in der Tasche.“ Die Ideen bekommt sie durch die Fundstücke selbst.

Fundstücke
Oft sind die Bildträger selbst schon Fundstücke, die Spuren mitbringen, und so mit ins Bild integriert werden können. Die Grundform ihrer Kunst ist die Collage. Es geht ihr dabei darum, ein neues Ganzes zu erschaffen. Aus spielerischen Gedanken und Ideen entwickeln sich daraus dann Kompositionen. Winzige Papierfetzen werden mitunter so oft gedreht und gewendet, bis eine Art Gleichklang entsteht „oder bis ich mich damit einfach wohlfühle“, versucht die Künstlerin ihre Arbeitsweise zu erläutern. „So führt immer eins zum anderen“, erklärt die Künstlerin. „Als würde man etwas aus der Vergangenheit retten und in eine schönere Umgebung bringen. Das fasziniert mich an Malerei!“ Die alte Optik erhalten ihre Bildobjekte nicht nur durch die Fundstücke selbst, sondern auch durch die Verwendung von Farbpigmenten, die trocken auf die Bilder aufgerieben werden.

EvaMariaHermanns#2
Diese setzen sich auf den rauen Oberflächen in Vertiefungen und Rillen und sorgen für die besondere Ausstrahlung, bis man nicht mehr erkennt, was Farbe und was Fundstück ist. Dabei fasziniert sie, dass man den Zerfallsprozess mit in das Bild einbinden kann. Jeder Untergrund und jede Ecke und Kante strukturieren das Bild bereits von sich aus und erzählen so ihre eigene Geschichte. Oft entstehen daraus Bildserien, zum Beispiel mit Schachteln oder alten Büchern, bis die Fundstücke aufgebraucht sind. Jedes Bildobjekt ist dabei für sich einzigartig, denn schließlich sind auch die Fundstücke Unikate.

Die Liebe zur Kunst bekam sie von ihrer Familie mit auf den Weg, denn ihr Vater malte ebenfalls. Schon bald begann Eva-Maria Hermanns sich in Galerien und Kunstgruppierungen zu engagieren, bis sie 1979 in die Eifel kam. Einige Zeit arbeitete sie im Eifelmuseum in Blankenheim, wo sie an der Planung und Organisation verschiedener Ausstellungen und museumspädagogischen Aktionen beteiligt war. Zudem unterrichtete sie Kunst als Dozentin für Malerei und Objektkunst an der Akademie Kloster Steinfeld sowie seit zwei Jahren an der Kunstakademie in Heimbach. Zudem ist sie als Kuratorin im Kunstforum in Schleiden-Gemünd „von der ersten Idee bis zum letzten Nagel“ für die Organisation verschiedenster Ausstellungen zuständig. Zu ihren Aufgaben als Kuratorin gehört unter anderem die Ideenentwicklung neuer Ausstellungen, die Auswahl der Künstler sowie die Betreuung der Ausstellungen. Es gibt etwa vier bis fünf Ausstellungen im Jahr zur zeitgenössischen Kunst, die sehr vielfältige Themen betreffen, z.B. Zeichnungen, bildende Kunst oder der Umgang mit Textilien. Das Verwenden verschiedenster Materialien kann eine ganz neue kreative Erweiterung sein.

Farbpigmente
Ausstellungsideen erhascht sie oft aus Wortfetzen im Gespräch mit anderen Kollegen und stellt nebenbei auch noch eigene Projekte und Ausstellungen auf die Beine. In einem Gespräch ist die Frage aufgekommen, warum Bilder eigentlich immer eckig sein müssen. Gemeinsam mit anderen Künstlern entstand daraus prompt eine Ausstellung mit fast ausschließlich runden Bildern.

Text & Fotos: Glanzpunkt Eifel-Mitarbeiterin Nadja Schneidereit

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