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Gaukler Gilbert
Gaukler Gilbert

Monschau. Die mechanisch wirkenden Bewegungen, das geschminkte, starre Gesicht, Frack und Zylinder, all das zusammen erscheint wie eine lebensgroße Puppe, ist aber durch und durch Mensch. Saltimbanque Gilbert fesselt die Zuschauer mit seiner „Automatenmensch“-Darbietung. Die Nummer hat er sich, wie auch die übrigen seines Repertoires, größtenteils selbst beigebracht und tourt damit durch ganz Europa.

Gilbert Jakubczyk
Gilbert Jakubczyk

Gilbert Jakubczyk, geboren 1952 in Belgien, war mit 13 Jahren aus dem Kinderheim weggelaufen, in Paris gelandet und dort, wie er sagt, noch einmal geboren worden. Auf den Straßen von Paris entwickelte der kleine Gilbert, mit dem es bis dahin das Leben nicht besonders gut gemeint hatte, den Traum vom Artistenleben. Er begann seine Ausbildung als Straßenkünstler, „unter anderem mit meinem ersten Lehrmeister, dem ‘starken Mann‘ Joe“, erinnert er sich. In der Gemeinschaft mit vielen anderen “Kollegen“ ging die Philosophie der Straßenkunst nach und nach in sein Blut über. „Die Fertigkeit des Jonglie- rens und der Pantomime kann wahrscheinlich fast jeder mit mehr oder weniger Übung lernen, aber um die Zuschauer zu verzaubern, musst du in deinem Herzen Straßenkünstler sein“, sagt Gilbert.

In Paris blieb Gilbert 25 Jahre lang und gründete den Straßenkunstverein „Saltimbanque“, was wörtlich übersetzt so viel bedeutet wie „Salto über eine Bank“, aber auch Gaukler, Artisten, Scharlatane bezeichnet. Und so vereinte er Feuer- spucker, Straßenakrobaten, Kettensprenger, Pantomimen. Im Laufe der Jahrzehnte entwickelte er immer wieder spannende und abwechslungsreiche Programme, mit denen er u.a. seine Zuschauer auf der „Monschau Kermes Anno Dazumal” begeistert. Inmitten der historischen Altstadt von Monschau bezwingt Gilbert das Feuer als Feuerspucker, verblüfft als Zauberer, transportiert Ausdruck ohne Worte als Pantomime, lässt als Automatenmensch eine Puppe lebendig werden, zeigt Geschick beim Jonglieren und Witz bei seiner Comic-Show – und hält noch manche Überraschung bereit.

Warum Monschau?

Mississippi Gilbert
Mississippi Gilbert

Dass Gilbert sich gerade mit Monschau verbunden fühlt, ist ein Zufall: Er suchte ein schön gelegenes Haus mit genügend Platz für sich und seine diversen Jahrmarkt-Kuriositäten und fand ein Bauernhaus mit Nebengebäuden und weitläufigem Grundstück in Konzen. Von diesem Standort aus ergaben sich feste Auftrittspunkte, wie z.B. in Kornelimünster, wo er seit 17 Jahren auf dem historischen Jahrmarkt von Roncalli vertreten ist, oder das Freilichtmuseum in Kommern, dort taucht er seit 22 Jahren auf. Gilbert lebt heute in Gotha in Thüringen, bleibt aber einigen seiner Spielorte aus früheren Zeiten treu. Die MONEV Monschauer Event gUG, die die Kermes Anno Dazumal ins Leben rief und organisiert, profitiert nun von seinen Kontakten in der Szene der historischen Jahrmärkte. Zum zweiten Mal hat er nun schon das Treiben, das die Besucher in die Anfänge des 20. Jahrhunderts zurückversetzt, mit organisiert.

Text: Michael Schreiber
Fotos: privat

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