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Narzissenblüte in der Eifel
Narzissenblüte in der Eifel

Die Eifeler Narzissenwiesen sind weit über die Eifel hinaus bekannt. Aber auch für Einheimische lohnt ein genauerer Blick auf dieses Naturschauspiel.

Monschau-Höfen

April in der Eifel – da geht kein Weg vorbei an „Narcissus pseudonarcissus“, der wild wachsenden Narzisse. Leuchtend gelb im noch recht farblosen Umfeld signalisiert sie gleich millionenfach: Der Frühling ist da! Die kalkarmen, mageren Feuchtwiesen und die hohen Niederschlagssummen der Eifel bieten dem Amaryllisgewächs beste Standortbedingungen. Sonnig bis halbschattig soll ihr Platz zudem sein, dann kann die Narzisse noch in 2.000 Metern Höhe gedeihen. Das muss sie hier in der Eifel nicht, trotzdem hat es die Blume mit den sechs gelben Blütenblättern und der „Glocke“ in der Mitte nicht leicht. Sie ist in ihren Beständen vor allem wegen intensiver Landnutzungsformen stark bedroht und steht unter Naturschutz: Pflücken verboten!

Narzissenführung in der Eifel
Narzissenführung in der Eifel mit Christoph Dosquet

Das war früher nicht der Fall. Wander- und Naturparkführer Christoph Dosquet aus Monschau-Höfen erzählt, wie nach dem Krieg die Kalterherberger Frauen sich für die Narzissenblütezeit von rund vier Wochen etwas dazu verdienen konnten: „Sie pflückten die noch in Knospe stehenden Narzissen im Perlenbachtal, banden je 25 Pflanzen mit einer Bastschnur zusammen und verkauften sie für 22 bis 25 Pfennig pro Bund an Blumenhändler. Lange hatten die Kunden aber nichts von den leuchtenden Blüten; nach der Reise in die Stadt wurden die wilden Narzissen in der Vase schnell welk.“ Ganz harmlos war die Sache für die Pflückerinnen nicht. Die so nett anzuschauenden Blumen enthalten nämlich Giftstoffe, die bei Hautkontakt Ausschlag und Schwellungen auslösen können. Dick geschwollene Hände waren der Preis für den Lohn.

Narzissen erobern ihre Welt zurück

Christoph Dosquet kann so einiges über die wilden Narzis- sen im Perlenbach- und Fuhrtsbachtal erzählen. Seit 15 Jahren schon führt er Naturfreunde durch das wild-romantische Paradies, das schon fast ausgelöscht war. „Seit dem 12. Jahrhundert wurden die Bachtäler als Heuwiesen genutzt“, berichtet er. „Als die Heuernte sich nicht mehr lohnte, kam das vermeintliche Allheilmittel Fichte zum Einsatz. Im Schatten der Bäume und unter der Nadelschicht hatten die bunten Blumen keine Chance und verschwanden.“ Und dann war es Loki Schmidt mit ihrer Stiftung, die zunächst im Oleftal 70 Hektar zur Renaturierung aufkaufte. Der Naturpark Eifel und die NRW-Stiftung zogen Ende der 1980er Jahre nach. Die Fichten wurden gefällt. Die Narzissen mit ihren Kolleginnen und Kollegen Bärwurz, Arnika, Schlangen-Knöterich, Keulen-Bärlapp und andere eroberten ihr Terrain zurück und bieten heute vielen Tieren ein Zuhause. „Allein im Perlenbach- und Fuhrtsbachtal leben z.B. 80 Vogelarten inklusive Wasseramsel und 35 Tagfalterarten mitsamt dem Blauschillernden Feuerfalter, einem Überbleibsel aus der Eiszeit.“

Narzissenwiesen im Perlenbachtal
Narzissenwiesen im Perlenbachtal

Der Schnee der letzten Wochen als Schutz vor dem strengen Frost Anfang März hat den wilden Narzissen sehr gut getan. Und so werden sich die dunkelgrünen, harten, spitzen Blätter auch in diesem Frühjahr wieder selbst durch gefrorene Böden in allen bekannten und weniger bekannten Narzissentälern kämpfen. Christoph Dosquet rät unbedingt dazu, auch einmal an einer Führung teilzunehmen: „Es ist zwar schön, den gelben Blütenteppich zu bewundern, aber die vielen interessanten Hintergründe zu den Narzissenwiesen bleiben so im Verborgenen.“ ●

Text: Claudia Träger
Fotos: Christoph Dosquet

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