TEILEN
Carlo Thränhardt
Carlo Thränhardt

Glanzpunkt Eifel: Carlo, wenn du an den Weltrekordabend vom 16. Januar 1987 in der Turnhalle der Hauptschule in Simmerath denkst, welche Erinnerungen kommen in dir hoch?
Carlo Thränhardt: Die Vorbereitung der Hochsprung-Meetings in Simmerath war schon sehr intensiv, mein Bruder Bernd hat mir dabei sehr geholfen. Es war sehr aufwändig, die ganzen Jungs wie Dietmar Mögenburg und Patrik Sjöberg dorthin zu bekommen. Dann hatte ich durch die Nervosität noch eine Muskelverspannung. Aber mein Ziel war es, persönliche Bestleistung von 2,38 Metern zu springen. Als der Wettkampf mit der Musik, dem nahen Publikum mit Familie und Freunden begann, wurde es zum Selbstläufer. Als die 2,38 fielen, waren die 2,40 die logische Folge.

GE: Hast du direkt realisiert, dass du als erster Mensch die 2,40 übersprungen hast?
Carlo Thränhardt: Ja, das war ja immer mein Ziel. Als ich das erste Mal die 2,30 übersprungen habe, waren die 2,40 der nächste Schritt.

GE: Wie groß war die Enttäuschung, dass dieser Weltrekord mangels Dopingkontrollen nicht anerkannt wurde?
Carlo Thränhardt: Hier muss ich mit einem Missverständnis aufräumen. Es ist ein offizieller Weltrekord! Wir haben bewusst auf Dopingkontrollen bestanden. Wer nicht damit einverstanden war, der durfte an den Hochsprung-Meetings in Simmerath nicht teilnehmen. Und auch bei meinem Rekordsprung über 2,40 gab es Dopingkontrollen.

Carlo Thränhardt 1987
Carlo Thränhardt 1987

GE: Nach deinem Karriereende 1993, wie ging es dann weiter?
Carlo Thränhardt: Ich habe bereits 1990 die Zeit nach dem Hochsprung geplant. Zu dieser Zeit habe ich in Mainz Germanistik und Publizistik studiert. Ich wollte immer was mit Medien zu tun haben und habe mit meinem Bruder die ersten Filme gemacht. Man spürt ja als Aktiver, wann der Zenit erreicht ist. Ich hatte 1988 eine Operation und da kannst du nicht mehr bedingungslos trainieren. Und dann erreichst du nicht mehr die Leistung, die dir vorschwebt. Deswegen habe ich mich mehr auf das Danach konzentriert.

GE: Wie sehr hat dir die sportliche Karriere in Bezug auf deine heutige Tätigkeit als Mental- und Fitnesscoach geholfen?
Carlo Thränhardt: Zu 100 Prozent. Wenn du selbst nicht weißt, wie es sich anfühlt, einer der Besten der Welt zu werden und was du dafür tun musst, dann ist es schwierig, das anderen zu vermitteln. Nur so kannst du vieles, das du während der sportlichen Karriere erlebt hast, ins Positive umkehren und weitergeben.

GE: Und welche Erinnerungen hast du an deine Eifeler Heimat?
Carlo Thränhardt: Ich habe wunderbare Erinnerungen. An die Schulzeit in Monschau zum Beispiel. Es war eine großartige Zeit. Die Eifel hat mich geprägt. Ich bin wie viele in der Eifel durch bodenständige Arbeit so erfolgreich geworden. Leider bin ich heute nicht mehr so oft in der Eifel, das letzte Mal vor einem halben Jahr. Ich glaube, ohne die Eifel wäre ich nie den Weltrekord von 2,42 Metern gesprungen. (Das ist heute noch die zweitbeste jemals in der Halle erzielte Leistung und Hallen-Europarekord – Anm. d. Red.) Ich hatte damals einen geilen Frisör. Der sagte: „Carlo, ich schneide Dir für jeden Zentimeter die Haare kostenlos.“ Ich konnte oft kostenlos zum Friseur gehen.

GE: Du feierst am 5. Juli deinen 60. Geburtstag. Herzlichen Glückwunsch dazu! Gibt es Dinge, die du rückblickend anders machen würdest?
Carlo Thränhardt: Nicht wirklich. Ich hatte vor sieben Wochen eine Herz-Operation wegen eines Aneurysmas. Das relativiert viele Dinge. Aber irgendetwas anders machen? Nein, gar nichts. Und keine Sorge, es geht mir wieder gut, alles fein.

GE: Zum Schluss, was ist für dich das Besondere an der Eifel und den Menschen hier?
Carlo Thränhardt: Das sind schon besondere Leute. Die musst du kennenlernen und spüren. Wenn du mit ihnen warm gewor- den bist, dann kannst du dich 100 Prozent auf sie verlassen. Das ist das Entscheidende und viel wichtiger als oberflächliche Be- kanntschaften.

GE: Carlo, wir danken dir für das Gespräch. ●

Autor: Peter Offermann
Fotos: privat, Peter Stollenwerk

TEILEN