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In vielen Eifeler Dörfern und inmitten von Wiesen und Feldern findet man sie. Beim Betreten verspürt man Geborgenheit und Ehrfurcht zugleich, und ihr besonderer Geruch erinnert an geweihtes Räucherwerk. Einige von ihnen sind  steinalt, andere sind ziemlich neu. Mal sind sie klein und niedlich, mal schon beinahe „kirchengroß“. Mal sind sie verputzt, mal naturbelassen aus Bruchstein. Manche wirken  verschnörkelt, andere schlicht. So verschieden sie auch aussehen, eines ist allen gemein. Sie sind Orte der Ruhe und Besinnlichkeit, umgeben von einem geheimnisvollen Schutz, der sich nicht so recht in Worte fassen lässt. Die Rede ist von Kapellen.

Die-Kapelle-mitten-in-Marmagen-von-1937Oft fährt oder spaziert man an solchen vorbei, ohne ihnen die wertschätzende Beachtung zu schenken, die sie verdient haben. Denn die „Minikirchen“ erzählen alle ihre eigene, ganz besondere Geschichte. So trug sich zum Beispiel in Marmagen im Jahre 1932 ein wundersames Ereignis zu:  Der schwer erkrankten Odilia Knoll erschien die Heilige Maria im Traum. Ihr versprach sie, eine Kapelle errichten zu lassen, wenn sie wieder gesund würde. Und tatsächlich wurde sie geheilt und fünf Jahre später ließ sie als Dank die versprochene Kapelle erbauen. An der Wand hinter dem Altar hängt ein Gnadenbild der Muttergottes, dass den genauen Angaben entspricht, wie die Heilige Maria der kranken Frau Knoll erschienen ist. „Wir sind stolz auf unsere schöne Kapelle und freuen uns, wenn Spaziergänger interessiert stehenbleiben und vielleicht sogar für einen Moment hineingehen. Darüber würde sich Odilia Knoll sicherlich freuen“, erzählen die Dorfbewohner. Einen anderen, rührenden Hintergrund hat die Entstehung der hübschen Kapelle am Ortseingang Diefenbach.

Die-vom-Ehepaar-Willems-gestiftete-Kapelle-in-DiefenbachSie wurde vom Ehepaar Willems zur Ehre Gottes und als Dank an die Gottesmutter anlässlich ihrer Goldhochzeit 2003 gestiftet. Die Andachtsstätte St. Barbara in Bergbuir wurde im Jahre 1924 zu Ehren der heiligen Barbara errichtet. In Felser gibt es sogar einen eigenen Kapellenverein, der sich liebevoll um die Pflege des 1990 erbauten Denkmals kümmert. Und die berühmte, historische Ahekapelle bei Engelgau, die dem heiligen Servatius geweiht ist, gilt immer noch als beliebter Wallfahrtsort . Entstanden ist sie bereits um das Jahr 1330 und sie ist das einzig übriggebliebene Gebäude des Ortes Ahe. Und so hat jede Kapelle ihren eigenen Ursprung und Entstehungshintergrund.
Fachwerkkapelle-an-der-Hauptstraße-in-VussemDie kleinen Bethäuser wurden zum Zufluchtsort und zur Gedenkstätte all jener, die einmal für ein paar Minuten oder auch länger ihren Gedanken freien Lauf lassen möchten, die mal durchatmen oder schlicht und ergreifend beten wollen.
Denn im stressigen Alltag geht es Vielen von uns so, man sehnt sich nach einem stillen Ort, nach einem Platz, an dem man „für sich“ sein kann. Genau diesem Bedürfnis kommen unsere wunderschönen Kapellen nach. Doch mit der Zeit haben sie an Beachtung verloren, viele kennen sie nur von außen und fanden bisher noch keinen Anlass, auch einmal hineinzugehen. Wer beim nächsten Spaziergang an einer unserer schönen Kapellen  vorbeikommt, sollte aber vielleicht die Gelegenheit nutzen und sich fünf Minuten Zeit nehmen, oder besser gesagt, sich fünf Minuten „schenken lassen“, indem man eintritt, Platz nimmt und den Zauber einer Kapelle einfach auf sich wirken lässt. Es lohnt sich.

Die-um-das-Jahr-1330-erbaute-Ahekapell-bei-EngelgauFotos & Text: Glanzpunkt Eifel-Mitarbeiterin Janina Schäfer

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