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Ein Ort der Stille und Kontemplation. Dessen Bewohnerinnen in Klausur leben und sich dem benediktinischen Lebensprinzip ora et labora (bete und arbeite) verschrieben haben. Ein Ort, an dem der Tag um 4 Uhr mit der ersten von sieben Gebetszeiten beginnt und um 20 Uhr Nachtruhe herrscht. Das muss doch ein beklemmender Ort sein. Oh nein, weit gefehlt!
Maria_Frieden_Außenansicht_2Die Abtei Maria Frieden, 1952 von den Mönchen der Trappistenabtei Mariawald nahe Heimbach gegründet, ist ein guter Ort. Schwester Maria Gratia, Äbtissin seit 2012, strahlt Ruhe, Freundlichkeit und Fröhlichkeit aus. Eigenschaften, die im Alltag vieler der heute von einer Immer-mehr-besser-größer-Gesellschaft Getriebenen meist auf der Strecke bleiben. Sie ist zuständig für das Wohl der 22 Zisterzienserinnen strengerer Observanz (Trappistinnen), die im Kloster bei Dahlem leben. Und als solches auch für die Wirtschaftlichkeit der Abtei, die sich selbst trägt – so wie es die Regeln vom Heiligen Benedikt von Nursia vorsehen. Allerdings sind es inzwischen nicht mehr Landwirtschaft und Viehzucht, die den Lebensunterhalt der Schwestern sicherstellen. Paramenten-Herstellung und Kräuterwerkstatt bringen etwas Geld in die Klosterkasse.
Maria_Frieden_KräuterwerkstattAn riesigen Webstühlen werden in allen liturgischen Farben prachtvolle Stoffe gewebt und im Paramentenatelier in sorgfältiger Handarbeit zu Messgewändern, Stolen oder Altardecken verarbeitet. „Die Seidenmalerei war immer mein Spezialgebiet“, erzählt Schwester Maria Gratia mit einem etwas wehmütigen Lächeln auf dem Gesicht. Als Äbtissin findet sie dazu jetzt keine Zeit mehr. Ohnehin bleiben nur fünfeinhalb Stunden am Tag für die Arbeit im Atelier oder in der Kräuterwerkstatt. Es gibt mehr Aufträge, als sie bewältigen können. Die Kräuterwerkstatt leitet Schwester Sabine. Unter ihrer Führung werden belebende Spirituosen sowie wohltuende und -riechende Körperpflegeprodukte hergestellt. Die demenzkranke Schwester Justina ist stets an ihrer Seite – allein gelassen wird hier niemand.
Maria_Frieden_SeidenmalereiDie Pflege der kranken Schwestern beansprucht inzwischen viel Zeit und Raum. Bei einer Altersspanne von Mitte 40 bis fast Mitte 90 fehlt es ein wenig an Nachwuchs im Kloster. „Die Prinzipien der Armut, Ehelosigkeit und Ortsgebundenheit halten junge Frauen offenbar davon ab, sich im klösterlichen Leben in den Dienst Gottes zu stellen“, erklärt sich Schwester Gratia das mangelnde Interesse. Auf der anderen Seite stellt sie auch ein wachsendes Bedürfnis der Menschen zur Einkehr fest. Die steigenden Anfragen für das angeschlossene Gästehaus sprechen für sich.
Maria_Frieden_moderne-DatenverarbeitungDas Leben in der Abtei Maria Frieden ist längst nicht mehr so abgeschieden und karg wie in den Jahren nach der Gründung. Modernisierungen nehmen auch hier ihren Lauf: Rund 100 alte Fenster aus der Gründungszeit wurden ausgetauscht, die Kanalisation saniert, eine Photovoltaikanlage installiert. Die Gitter in den Besucherzimmern, die die Trennung des Klausur-Bereichs von der Öffentlichkeit drastisch demonstrierten, wurden schon lange entfernt. Den Schwestern stehen selbstverständlich alle modernen Möglichkeiten der Informations- und Datenverarbeitung zur Verfügung.
Was nicht vergessen werden soll: Die Abtei ist auch ein Ort der Sühne. Durch Gebete über viele, viele Jahre hinweg wurde die Stätte einer ehemaligen NS-Ordensburg von dem unvorstellbaren Unrecht der Nazi-Herrschaft gereinigt. Heute ist der Platz erfüllt von gutem Leben. Zufriedenheit und Demut, ebenfalls heutzutage oft abhanden gekommen, strömen durch Gänge und Räume, liegen auf den Gesichtern. Maria Frieden ist ein guter Ort in der Eifel.

Maria_Frieden_Außenansicht_1Text: Claudia Träger; Fotos: Ralph Sondermann

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