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Oft erkennt man die Glanzpunkte erst auf den zweiten Blick. So erging es uns Nordeifel-Cachern auch bei unserer Tour entlang der Oleftalbahn. Wir hatten herausgefunden, dass vom 15. Mai bis 1. November die Oleftalbahn mit einem historischen Schienenbus an Urft und Olef entlang auf der denkmalgeschützten Strecke von Kall nach Hellenthal und zurück fährt. Während die Deutsche Bahn den kleineren, roten, schlichteren „Uerdinger Schienenbus“ einsetzt, nutzt der Betreiber Bahn- und Businitiative Schleidener Tal e.V., kurz BUBI, einen der wenigen erhaltenen Schienenbusse von MAN, den VT 9, aus dem Baujahr 1969.
foto4-olefSeit 1860 versuchte man eine Bahn von Kall ins Schleidener Tal zu realisieren. Mit dem preußischen Eisenbahngesetz wurde die jetzige normalspurige Bahnstrecke 1881 begonnen. Nach der Einweihung am 8. März 1884 profitierten produzierende Betriebe und später auch die Region durch Elektrifizierung dank Stromgewinnung aus dem Olef-Stausee. Mit dem Stausee wurde auch ein neuer Wirtschaftszweig erschlossen: der Tourismus. Statt für den reinen Gütertransport wurde die Oleftalbahn nun auch für den Personenverkehr genutzt. Bis zu täglich zehn Triebwagenfahrten gab es in den 60er Jahren. Die enorme Verkehrsentwicklung hin zur Straße und der wegfallende Güterverkehr bedeutete im Jahr 1994 das Aus für die Oleftalbahn. Ein Jahr darauf gründeten 50 Bürgerinnen und Bürger die BUBI e.V. und betreiben seitdem ehrenamtlich die Strecke bis heute. Seit 2008 besteht das Gemeinschaftsprojekt mit der Rhein-Sieg-Eisenbahn, die den Triebwagen stellt und das Fahrpersonal aus- und weiterbildet.
foto2-olefEin Blick auf die Übersichtskarte von Geocaching.com überraschte uns doch sehr: Entlang der Route der Oleftalbahn von Kall bis Hellenthal befinden sich im Nahbereich der Bahnhöfe und Haltestellen rund 70 Caches. In größerem Abstand sind nochmal so viele aufgelistet. Beim Einsteigen in Kall überrascht uns die hohe Passagierzahl. Es sind Einheimische wie Familie Schmitz-Zuell, die ihrer Tochter die Fahrt mit der Oleftalbahn zum Geburtstag geschenkt haben, aber auch Touristen wie Familie Haarman aus Raalte in den Niederlanden, die die Gelegenheit nutzt, mit Nachwuchs Luca die Besonderheiten dieser Strecke zu erkunden. Mit einer Höchstgeschwindigkeit von 50 Stundenkilometern fährt der geräumige und gemütliche Schienenbus entlang wunderschöner Landschaften und Orte. Kein Wunder, dass die Strecke und teilweise die Bahnhöfe unter Denkmalschutz gestellt wurden. Noch auf Kaller Gebiet rechts von der Urft fährt die Bahn an den braunen Sandsteinfelsen entlang. Dort kann man noch die Spuren der Abbauarbeiten der Römer sehen. Saftige Wiesen und dichte Mischwälder ziehen an uns vorbei. Nach dem Halt in Gemünd schiebt sich das historische Schienenfahrzeug im 90-Grad-Winkel über die Urftbrücke in einen Tunnel zum Fluss Olef.foto5-olefWir erreichen den Ort gleichen Namens mit vielen denkmalgeschützten Fachwerkbauten und üppiger Vegetation entlang der Olef. Der Schienenbus hält an und Michael Lingscheidt, natürlich Mitglied von BUBI e.V., steigt in Warnweste und mit einer Fahne aus. Im Abstand von zwei Metern begleitet er den MAN VT 9 absichernd im Schritttempo. Der Grund: die Schienen führen mitten über den Marktplatz! Das ist für eine normalspurige Eisenbahn einmalig in Deutschland. Vorbei an der Verladerampe für die Militärfahrzeuge des damaligen Camps Vogelsang und malerischen Trassen mit wunderschönem Ausblick auf die Landschaft erreichen wir Blumenthal. Der inzwischen bewohnte Bahnhof steht als Denkmal für die Versorgung und Materialabfuhr der Grube Wohlfahrt, die ein weiterer Besuchermagnet an der Strecke ist. Leider endet nach rund 18 Kilometern unsere Fahrt in Hellenthal …
Kontakt: bubi-schleiden@web.de
Frau Neveling 0170 | 88 13 144
www.nordeifel-tourismus.de, 02441 | 99 457-0

Fotos & Text: Glanzpunkt Eifel-Mitarbeiter Elmar Neumann

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