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Es war ein schöner Sommertag im Juni.  Dann kam am Abend ein Anruf, der mein Leben erschütterte und die nächsten Monate bestimmte. Es war das Krankenhaus. Die Schwester in der Leitung richtete mir aus, dass meine Mutter mit einem Herzinfarkt eingeliefert worden sei. Ich machte mich sofort auf den Weg zu ihr. Als ich ankam, nahm der Arzt mich beiseite und brachte mir so schonend wie möglich bei, dass meine Mutter gerade eben einen Herzstillstand hatte und reanimiert wurde. Nun liege sie in Narkose und wenn sie die Nacht überstehe, bekäme sie am Tag darauf einen Herzschrittmacher. Dann ließ der Arzt mich allein. Es folgten Wochen des Hoffens und Bangens, die mich oft an meine Grenzen brachten. Meine Mutter erholte sich nicht mehr richtig. Nach dem Krankenhausaufenthalt wurde ein Pflegeheim gefunden, in dem meine Mutter sich in Ruhe erholen konnte. Hier kam ich erstmals mit dem Hospizdienst in Kontakt. Erst war ich erschrocken, als die Pflegedienstleiterin mir diesen Dienst anbot. Nein, meine Mutter liegt doch nicht im Sterben, war meine erste Reaktion. Dann ließ ich mich doch auf eine Begegnung ein. Frau C. H. war unsere Begleiterin und sehr einfühlsam mit meiner Mutter und mit mir. Sie ließ uns die Zeit, die wir brauchten, um uns an sie zu gewöhnen. Sanft und unaufdringlich bot sie ihre Unterstützung in Form von Gesprächen und Besuchen an. Ich wurde neugierig. Was bewegt einen berufstätigen Menschen dazu, sich in seiner Freizeit über mehrere Monate auf die Aufgabe der Sterbebegleitung vorzubereiten? Warum opfert er seine Freizeit, um sich dieser schweren Aufgabe zu widmen? In den nächsten Wochen habe ich als Angehörige erfahren, dass dies keine „bezahlbare Dienstleistung“ ist. Es ist Berufung, es ist Menschlichkeit. Es ist eine Hand, die mich hält und tröstet. Es ist ein Herz, das meine Gefühle und Ängste ernst nimmt und mich mit Liebe umarmt. Es ist ein Mensch, der einen anderen Menschen in schweren Stunden nicht allein lässt. Frau H. half mir, den Tod als Teil des Lebens zu akzeptieren. Ende August starb meine Mutter. Ich war bei ihr und hielt ihre Hand. Erst jetzt beginne ich zu verstehen, wie wichtig und wertvoll die Arbeit von Frau H. für mich war. Hochachtung und Dankbarkeit empfinde ich für Frau H. und die Menschen, die sich dieser Aufgabe widmen.

Text: Glanzpunkt Eifel-Mitarbeiter Petra Kirch
Foto: Shutterstock

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