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Running for Kids: Peter Borsdorff läuft sein Jahrzehnten, um für Kinder Spenden zu sammeln.
Peter Borsdorff läuft und läuft - für den guten Zweck.

Laufen. Für viele eine schöne Gelegenheit um abzuschalten, sich zu bewegen, sportlich aktiv zu sein, körperlich fit und gesund zu bleiben. Sich zu neuen Höchstleistungen zu treiben und vielleicht einmal einen Marathon zu laufen. So geht es auch Peter Borsdorff, der seit 23 Jahren mit seiner Spendenaktion „Running for Kids“ Kinder, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, unterstützt. 1981 war das noch anders. Damals starker Raucher, 100 Kilo schwer und, wie er selbst sagt, „absolut unsportlich“, veränderte ein Termin bei seinem Hausarzt sein Leben. Würde er nicht anfangen, Sport zu treiben, wäre die Wahrscheinlichkeit groß, wie sein Vater mehrere Herzinfarkte zu erleiden.

Diese Veränderung war gar nicht so einfach, wie sich Borsdorff erinnert. „Oh wie fiel mir das schwer. Die Anfänge waren bitter. Da ich von Hause aus ein penibler Mensch bin, wurde jeder Trainingski- lometer notiert und analysiert. Zwischenzeitlich konnte ich auch meine Frau Doris dazu überreden, ein bis zweimal pro Woche mit mir zu laufen.“ Aus dem anfänglichen Horror wurde für Peter Borsdorff ein fast täglicher Spaß. Mit kontinuierlichem Training zeigten sich sehr bald die ersten Erfolge. In Essen lief er im Jahr 1984 seinen ersten Marathon. Der Höhepunkt dann im Jahr 1989, als seine Frau Doris und er am New York-Marathon teilnahmen.

1995 – das Geburtsjahr von Running for Kids

Im Januar 1995 nahm die Aktion, mit der Borsdorff auch über die Grenzen des Rheinlands hinaus bekannt wurde, ihren Anfang. Es war ein regnerischer Tag am 14. Januar 1995. Borsdorff hatte sich mit fünf Freunden zu einem 35-km-Lauf verabredet. Außer ihm erschien niemand am verabredeten Treffpunkt. Also machte er sich alleine auf den Weg, die 35 Kilometer in Bestzeit zu laufen. „Wenn Du alleine läufst, gehen Dir 1000 Gedanken durch den Kopf. Wie gut ich es doch habe, dass ich mit 52 Jahren gesund bin, meinen Beruf ausüben und jeden Tag meinem Hobby nach- gehen kann. Und da kam mir die Idee. Du musst was tun. Für Menschen, denen es nicht so gut geht wie Dir selbst. Für Kinder, die schwer krank sind oder nicht auf der Sonnenseite leben.“ „Running for Kids“ war geboren!

Running for Kids: Peter Borsdorff sammelt unermüdlich.
Über 1,5 Millionen Euro hat Peter Borsdorff schon für „Running for Kids“ gesammelt.

Die erste Unterstützung erfuhr ein Sonderkindergarten in Nähe seines Sportvereins. „Mir kam der Gedanke bei zwei jährlichen von mir organisierten Leichtathletikveranstaltungen des Vereins, etwas für die behinderten Kinder dieses Kindergartens zu tun.“ Zuhause erzählte Borsdorff seiner Frau Doris und seinem Sohn von der Idee. Beide waren direkt begeistert. Und so machte sich Peter Borsdorff daran, die erste Sammelbüchse zu basteln: Sie ziert der Schuh seiner vor elf Jahren verstorbenen Frau Doris, den sie beim New-York-Marathon im Jahr 1989 trug. Auf jene rot-lackierte Büchse schrieb er auch das Motto seiner Aktion: „Leichtathleten helfen behinderten Kindern.“ Das Feedback war sensationell! Nur sechs Wochen später konnten 1000 DM an den Kindergarten zur Anschaffung zweier dringend benötigter Bol- lerwagen übergeben werden. Das ist mittlerweile 23 Jahre her. In dieser Zeit sammelte der „Läufer mit der Sammelbüchse“ sage und schreibe fast 1,5 Millionen Euro an Spendengeldern.

2549 Mal konnte „Running for Kids“ in 133 Orten und 458 Einrichtungen und Einzelfällen die nicht mehr für möglich gehaltene Hilfe bieten. Inzwischen stehen in der Eifel und im Raum Düren 130 Sammelbüchsen in vielen Geschäften um die Aktion zu unterstützen. Peter selbst trägt bei den vielen Laufveranstaltungen die zweite, praktische und berühmte Büchse mit dem Tragegurt.

Erfolgsgeschichten und Schicksalsschläge

Es gibt viele schöne Geschichten, an die sich Peter Borsdorff gerne zurückerinnert. Wie beispielsweise die der kleinen Samantha, die mit 12 Jahren die Diagnose Leukämie erhielt und mit 14 Jahren als geheilt eingestuft wurde. Heute 19 und gesund hält sie immer noch engen Kontakt zu Borsdorff. Und da ist Philipp, der nach erfolgreichem Kampf gegen den Blutkrebs ganz aufgeregt von seinen 308 Kilometern und insgesamt 11.000 Hö henmetern auf dem Nürburgring mit dem Fahrrad berichtete. Zu den Erinnerungen zählen aber auch Schicksalsschläge. Fünf Kinder, für die Peter Borsdorff gesammelt hat, haben den Kampf gegen ihre schweren Krankheiten nicht überlebt. Besonders in Erinnerung ist ihm das Schicksal des kleinen Jan geblieben. Der größte Wunsch von Jan, der an Leukämie erkrankt war, war es, einmal die „Star-Wars-Studios“ in Hollywood zu besuchen. Als der erforderliche Betrag gesammelt war und übergeben werden sollte, teilten die Eltern unter Tränen mit, dass Jan nur noch 14 Tage zu leben habe. 12 Tage später war Jan tot.

Die berühmte Sammelbüchse von Peter Borsdorff
Peter Borsdorff mit seiner berühmten Sammelbüchse für „Running for Kids“

„Die Engel werden Spalier stehen“

Fünf Sammelbüchsen wurden im Laufe der Zeit gestohlen. Aufgeben war trotz oder vielmehr wegen mancher Widrigkeiten für Borsdorff jedoch nie eine Option. Zum einen schöpft er Kraft aus einem der letzten Sätze, den ihm seine verstorbene Frau Doris nach zehn Jahren Kampf gegen den Krebs mit auf den Weg gegeben hat: „Lauf weiter für die Kinder!“ Zum anderen aus Gesprächen mit Menschen, wie einer 94-jährigen Dame, die ihn nach einem Bericht in der Zeitung anrief und bat: „Sie müssen weiterlaufen, bis sie 100 Jahre sind. Die Engel werden Spalier stehen!“ Dem kann man sich nur anschließen! Denn „Running for Kids“ unterstützt Kinder – unabhängig von Hautfarbe und Herkunft.

„Keen Zigg“ für ein Buch

Auf die Frage, warum er die Erlebnisse über ein in dieser Form wohl in Deutschland einzigartiges soziales Engagement noch nicht als Buch herausgebracht hat, antwortet der Läufer mit der Sammelbüchse nüchtern: „Ich muss die Kinder unterstützen. Da hann ich keen Zigg für.“ Was mittlerweile entstanden ist, ist aber ein Aktenordner voll mit dokumentierten Erinnerungen und Erlebnissen von Freunden und Unterstützern, der auf Initiative seiner Lebensgefährtin Inge entstanden ist. Hier kann auch ich einen bescheidenen Beitrag leisten. Ich traf Peter Borsdorff zum ersten Mal im Rahmen einer Berichterstattung über den durch den SV Germania Eicherscheid veranstalteten alljährli- chen Volkslauf für den Lokalteil der Aachener Zeitung/Aachener Nachrichten. Ich fotografierte und machte mir Notizen. Hinter mir feuerte Peter Borsdorff Läufer an, die ich auf die Distanz nicht mal ansatzweise erkannte, obwohl ich den Vorteil eines Objektivs auf meiner Seite hatte. Auf meine irritierte Frage, woher er denn bitte schön weiß, dass es sich um jenen oder diesen Läufer handelt, antwortet Peter nur: „Die Gesichter erkenne ich ebenso wenig wie Du, aber ihre Art zu laufen.“

Das Logo von Peter Borsdorffs 'Running for Kids'

Weitere Informationen sowie Möglichkeiten der Unterstützung mit Spenden an den „Doris-Borsdorff-Fonds“ oder „Running for Kids“ unter:
http://www.tv-huchem-stammeln.de/running-for- kids/
oder über Facebook
https://www.facebook.com/Peter. Borsdorff/?fref=ts

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