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Tragende Rolle: Ohne die Reservistenkameradschaft Dahlem geht am Volkstrauertag nicht viel
Herbert Gehlen, Hartmut Schweiss, Reinhard Hohn
Herbert Gehlen, Hartmut Schweiss, Reinhard Hohn von der Reservistenkameradschaft Dahlem

Dahlem. Nein, sie tragen keine Uniform. Reinhard Hohn und Hartmut Schweiss aus Dahlem, dazu Herbert Gehlen aus Schleiden, sind ganz in Zivil gekommen. Das, worüber sie jetzt reden wollen, haben sie in Aktentaschen dabei: Fotoalben, die sie in Uniform etwa an ihrem Informationsstand bei der 1150-Jahr-Feier in Dahlem zeigen, oder eine Urkunde: 2003 übertrug die Gemeinde Dahlem der Reservistenkameradschaft (RK) Dahlem die Pflege des Kriegsgräberfriedhofs. Grabsteine oder Kreuze reinigen, Gräber freischneiden, die Wege pflegen. Gegen Erstattung der Auslagen. Eine Aufgabe, die die Kommunen mit Mitteln des Landes und des Bundes übernehmen und dann ab und zu an die Reservistenkameradschaften delegieren. Beim Verband Deutscher Kriegsgräberfürsorge (VDK) ist man froh. Der VDK betreut ja nicht nur 832 Kriegsgräberstätten in 46 Staaten mit etwa 2,7 Millionen Kriegstoten im Ausland. Mehr als 1,8 Millionen deutsche und ausländische Kriegstote des Ersten und des Zweiten Weltkriegs ruhen auch auf Friedhöfen hierzulande. Wer soll sich darum kümmern? Die Aufgabe ist der 1975 gegründeten RK Dahlem in ihrem Bezirk nach und nach zugefallen. Reinigungs- und Pflegearbeiten übernehmen die derzeit 26 Mitglieder zwischen 31 und 77 Jahren aus dem gesamten Südkreis Euskirchen in Dahlem, aber schon zuvor auf den Soldatenfriedhöfen in Steinfeld und in Oberreifferscheid. Seit 20 Jahren halten sie auf der Gedenkanlage in Steinfeld am Volkstrauertag die Ehrenwache. Dann in Uniform.

Wache schieben an Weihnachten

Reservistenkameradschaften – das hört sich männerbündlerisch und militaristisch an, irgendwie aus der Zeit gefallen, fremd. Ein Spiegelbild der weit verbreiteten kritischen Einstellung gegenüber der Bundeswehr sei das, meint Herbert Gehlen. Dabei sind deutsche Soldaten derzeit auf 13 Auslandseinsätzen in allen Krisengebieten der Welt. Immer in friedenssichernder Absicht ohne aktiven Einsatz. Das Militärische ist den alten Kameraden der RK Dahlem nur das Eine. Natürlich nimmt man an Gelöbnisfeiern in der Region teil. Es gibt Schießübungen und freiwillige Wehrübungen für die Inaktiven in den Kasernen. Man will nach seinem Selbstverständnis eben bei allen Einschränkungen auch weiter „dienen können“, betont Hartmut Schweiss. Aber die Dahlemer Reservisten stellten auch Kameraden für den Wachdienst in der Gerolsteiner Eifel-Kaserne über die Weihnachts- und Neujahrstage. Damit ein paar aktive Kameraden mehr Urlaub nehmen können.

Brücken bauen

Reservistenkameradschaft Dahlem - Infostand
Infostand der Reservistenkameradschaft Dahlem

Mehr als 120.000 ehemalige Soldaten sind in Reservistenkameradschaften in Deutschland zusammengeschlossen, so wie die drei Herren zwischen 67 und 72 Jahren. Sie wollen die Kameradschaft pflegen. Überparteilich und unabhängig. Viele Soldaten hätten sonst die Kontakte aus der aktiven Zeit verloren. So ist eine Brücke gebaut. Eine zweite ist die zwischen Bundeswehr und Gesellschaft. Die drei würden, wenn sie es sich wünschen könnten, die Vorstellung der Arbeit der Reservistenkameradschaften im Schulunterricht der höheren Klassen sofort übernehmen. Vorträge halten, Fragen beantworten, vor allem die jungen Leute einmal mit auf einen Kriegsgräberfriedhof nehmen. Andernorts sei das Verständnis für die Kriegstoten und Veteranen wesentlich weiter als hierzulande, meint Reinhard Hohn: „Etwa in Frankreich oder den USA.“ Das hat natürlich seine Gründe.

Bei der RK Dahlem kann auch wer nicht „gedient“ hat Mitglied werden. Natürlich auch Frauen. Wenn es um ihre Form der Friedensarbeit auf den Kriegsgräbern geht, ist Jeder und Jede willkommen. Auch aktive Soldaten. Wer Kontakt zur Reservistenkameradschaft Dahlem aufnehmen möchte, kann sich an den Vorsitzenden Reinhard Hohn wenden.

Telefon: +49 (0) 2447 432; E-Mail: hohn.co@t-online.de

Text: Stefan Lieser
Fotos: Ralph Sondermann, privat

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