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120 Jahre, das ist schon ein stolzes Alter. Umso erstaunlicher, wenn es sich hierbei um einen kleinen Dorfladen in Eicherscheid handelt. Haben diese doch seit Jahrzehnten mit der immer größer werdenden Konkurrenz von Discountern und Vollversorgern zu kämpfen. Insbesondere in den Nordeifelgemeinden, wo ein regelrechtes Überangebot herrscht, mussten viele in den vergangenen Jahren ihren Geschäftsbetrieb einstellen. Nicht so in Eicherscheid, verfügt man doch heute über ein reichhaltiges Angebot mit Haushaltswaren, Getränken, Lebensmitteln, täglich frischen Backwaren und regionalen Delikatessen. 1896, im Jahr der Gründung, war dies anders. Damals entschlossen sich Eicherscheider Bürger aufgrund der mangelhaften Versorgung im Ort einen genossenschaftlichen Verband, die „Vereinigte Handelsgesellschaft Eicherscheid“, zu gründen. Die Verkaufsstelle war damals noch bei Arnold Hoch privat untergebracht. Aufgrund der positiven Entwicklung zog man im Jahre 1905 an den jetzigen Standort „Am Weiher“ um, welches Gebiet damals „Auf dem Scheid“ hieß. Nach Jahren des Erfolges und der positiven Entwicklung folgte durch den Ausbruch des ersten Weltkrieges eine jähe Unterbrechung. In diesen Jahren verfügte man nur noch über ein begrenztes Warenangebot. In Folge der desaströsen Inflation war man im Jahr 1923 praktisch pleite. Mit Mut und einem Kredit in Höhe von 5000 Rentenmark wurde ein bescheidener Neubeginn geschafft. Der Umsatz lag seinerzeit bei 50 Rentenmark am Tag. Es folgte die Umwandlung der Firma in „Konsumgenossenschaft mbH Eintracht“ im Jahre 1925.
DSC_0003In den Wirren des zweiten Weltkrieges wurde im Jahre 1941 die Auflösung durch die Hitler-Regierung beschlossen und das Eigentum 1942 in die DAF (Deutsche-Arbeiter-Front) überführt. Die Geschäftsanteile wurden ausbezahlt, das Restvermögen enteignet. „Ein Raub in vollendetem Maße“ wie man es damals in Eicherscheid nannte. In den Nachkriegsjahren entschlossen sich mutige Eicherscheider Bürger mit leidenschaftlicher Diskussion bei Anwesenheit der Britischen Militärregierung zur Neugründung der Genossenschaft.

DSC_0022Da das Gebäude stark beschädigt war und man erst im Jahre 1950 die wieder hergerichteten Räumlichkeiten nutzen konnte, wurden die Waren in zwei Zimmern eines Eicherscheider Bürgers an anderer Stelle verkauft. Nach erfolgreichen Jahren und einem Warenangebot, welches sich von dem heutigen stark unterschied, wurde im Jahr 1974 die Konsumgenossenschaft Huppenbroich mit der aus Eicherscheid verschmolzen. „Ich kann mich noch erinnern, dass damals noch Zement, Sand, Baustoffe, Heizmaterialen, Tierbedarf und ähnliches im Sortiment des Konsum vorhanden waren“, so der erste Vorsitzende der Konsumgenossenschaft Ludwig Siebertz, der als Mitglied des Monschauer Geschichtsvereins und durch sein Interesse an der Geschichte Eicherscheid über ein umfangreiches Archiv auch über das Dorflädchen verfügt.

DSC_0018Nach Jahrzehnten des Erfolges hatte man aber auch in der jüngeren Vergangenheit einige Rückschläge zu verkraften. Die Übernahme der Dorfläden aus Rott und Rollesbroich ist eine Medaille mit zwei Seiten. Während es in Rott und Eicherscheid gut lief, brachte der umsatzschwache Laden in Rollesbroich die Konsumgenossenschaft in Bedrängnis. Nach dessen Schließung und einigen Neugestaltungen in Outfit und Sortiment, Energiesparmaßnahmen und der Gewinnung von 30 Werbepartnern blickt man durch Umsatzsteigerung und deutliche Kostenreduzierung einer positiven Zukunft entgegen. Und so wird man im September das 120-jährige Jubiläum im Rahmen des „Heimatshoppens“ begehen. Denn die Gründungsurkunde mit genauem Datum liegt leider nicht mehr vor. Jedoch können sich Kunden und Besucher auf eine kleine Ausstellung sowie die von Ludwig Siebertz zum Mitnehmen bereitgestellte Chronik „120 Jahre Konsum Eicherscheid“ freuen.

DSC_0001Text & Fotos: Glanzpunkt Eifel-Mitarbeiter Peter Offermann

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