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Es ist kaum zu glauben: acht Wochen lang, jeden Tag von Montag bis Sonntag ist Reiner Jakobs ab 10 Uhr in der Höfener Kirche anzutreffen und singt seine gefühlvollen Lieder. Und viele kommen, um dem 74-jährigen Hirten andächtig zu lauschen und einige Minuten abzutauchen in einer ganz besondern Atmosphäre. Die Krippe wimmelt vor Tieren und ist bis ins Detail liebevoll gestaltet. Sie umspannt die ganze Seite der Kirche. „Wir arbeiten drei Wochen mit sechs Leuten, bis alles steht“, erklärt Reiner Jakobs.
Reiner_Jacoks_Singender_Hirte_HöfenDoch damit nicht genug. Von Anfang Dezember bis zum 31. Januar verbringt der Hirte täglich acht Stunden in seiner Krippe und singt, spielt Panflöte oder Mundharmonika. Und viele kommen. „Es sind schätzungsweise 10.000 Menschen, ohne die Kindergärten und Schulen gerechnet“, hat Reiner Jakobs sich von der Monschauer Touristeninformation sagen lassen. Allein im vergangenen Jahr sind derart 61.150 Euro gesammelt worden, die wie immer der Kinderkrebsstation im Klinikum Aachen gespendet wurden. „Wenn ich die Kinder auf dem neuen Spielplatz lachen und spielen sehe, dann gibt mir das Kraft“, erklärt der singende Hirte glücklich.
Reiner_Jacoks_Singender_Hirte_Höfen_Krippe_totaleDiese Kraft verwendet Reiner Jakobs gerne wieder für den guten Zweck, auch wenn er dafür morgens um 5 Uhr die Kirche kehren geht, damit die neuen Besucher einen sauberen Ort vorfinden. Auf die Frage wie lange er diesen Kraftakt noch leisten will, antwortet der Hirte pragmatisch: „Wenn et mir joot is maach ich et, wenn et mir net joot is net mie.“ Dabei ist die Spendensumme, die jedes Jahr in neue Rekordhöhen geschnellt ist, nicht der Antriebsfaktor, der Reiner Jakobs jeden Morgen aus dem Bett springen lässt. „Mir macht es einfach große Freude für die Menschen zu singen, die Kinderaugen staunen zu sehen, wenn sie die Krippe bewundern“, erklärt der Hirte. „Sobald der erste Ton durch die Kirche schwebt, sind alle Menschen leise und finden zu sich selbst. Das ist ein einmaliges Erlebnis.“ Und für dieses bleibt Reiner Jakobs gerne jeden Tag bis 18 Uhr in der Kirche. Außer am Samstag, da gönnt er sich schon um 17 Uhr seinen Feierabend. „Ich muss ganz klar sagen: ohne meine Familie würde ich das nie schaffen!“, erklärt der Hirte dankend. Ehefrau Irmgard bringt das Essen in die Kirche, verbindet den entzündeten Finger, der so sehr beim Gitarrespiel quält und koordiniert nebenbei die zahlreichen Anrufe und Anfragen von Gruppen, die den Hirten und seine Krippe besuchen kommen wollen. Dafür ist bis Ende Januar noch Zeit, dann wird alles wieder abgebaut. „In drei Tagen sind wir wieder raus, dann kommen 10 Frauen und fegen und putzen alles blitzblank“, berichtet Reiner Jakobs. Ruhe gönnt sich der Hirte aber nicht. „Ich sortiere und lagere alles und fange bald wieder an, neue Dinge für die Krippe zu sammeln.“

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