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Trotz vieler Widrigkeiten und Rückschläge schaffen es die Bürger aus dem Ort Zehnstelle in der Gemeinde Hellenthal ihr Kreuz zu erhalten

Der LKW-Fahrer bremst ab und traut seinen Augen nicht mehr – das Kreuz am Eingang des Ortes Zehnstelle ist nicht mehr da. Jeden Tag passiert der Berufsfahrer die imposante Stelle und schickt einen stillen Gruß hoch zur 1,60 Meter großen Christusfigur. Jetzt fehlt ihm dieses Ritual schmerzlich. „Wir errichten in Kürze das neue Kreuz aus Eichenholz“, kann ihn Helmut Conrads beruhigen. Und im Jahr 2013 wird tatsächlich abermals das 10 Meter hohe Kreuz an der L17 zwischen Reifferscheid und Rescheid aufgestellt. „Zwei Weltkriege hat es seit der ersten Aufstellung im Jahr 1900 unbeschadet überstanden, bis es im Jahr 1957 abgefault umfiel“, weiß Helmut Conrads, der die Chronik des Ortes Zehnstelle führt, zu berichten.
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Doch die Zehnstelle war für die Bürger nicht mehr der gleiche Ort ohne das Kreuz an der Straße und so taten sie sich zusammen und errichteten das Kreuz im Jahr 1959 an gleicher Stelle erneut. „Dieses Mal hielt es bis zum Jahr 1987, provisorisch repariert und in einen Eisenfuß gesetzt. Im Jahr 2000 haben wir den alten Eichenstamm durch einen aus Douglasie ersetzt“, erzählt Polizist und Ratsvertreter Helmut Conrads. Eigentlich dachten die Zehnsteller, jetzt für eine längere Zeit Ruhe zu haben, doch es kam anders. Im Jahr 2013 entdeckte Karin Bungartz, die neben dem Kreuz wohnt und die Pflege der Anlage übernommen hat, dass ein Specht es sich im Holz gemütlich gemacht hat und den Stamm derart ausgehölt hatte, dass das Kreuz nicht mehr sicher war. „Für den ganzen Ort, aber auch für die umliegenden Orte Wolfert und Wittscheid war klar, dass hier ein neues Kreuz her muss“, freut sich Helmut Conrads über die immerwährende Bereitschaft der Bürger, ihr Kreuz zu pflegen und zu erhalten. Nachdem die Gemeinde Hellenthal in der Vergangenheit schon die eiserne Befestigung und die Ummauerung spendiert hatte, wurden vom Bürgermeister Rudolf Westerburg kurzerhand zwei Eichenstämme spendiert, die nach alter Tradition in den Morgenstunden des 7. Januar gefällt wurden. Der Termin wurde nach dem Mondkalender gewählt und soll dafür sorgen, dass das Eichenholz lange hält.

„Es ist einfach toll, wie viele Menschen sich ehrenamtlich für unser Kreuz einsetzen“, ist Helmut Conrads noch immer begeistert. So übernahm die Wohngemeinschaft „Neues Leben“, eine sozialtherapheutische Einrichtung in Neuhaus, spontan die schwierige und arbeitsintensive Aufgabe, den Stamm der Eiche zu schälen. Aber auch die Handwerker vor Ort arbeiteten ehrenamtlich. Die Firma Pokraka aus Mechernich setzte kostenlos ihren Kran ein, um das neue Kreuz aufzurichten. Derart vom Engagement der Dörfler angetan, drehte sogar der WDR einen Beitrag zu diesem Ereignis.
Mit einer ökumenischen Feier, welche unter anderem vom Kirchenchor Reifferscheid/Wolfert und dem Musikverein Wolfert mitgestaltet wurden, weihten die Anwohner das Kreuz erneut ein. “Früher symbolisierte das Kreuz den Eingang zum Bergbaugebiet, heute gehört es für uns alle einfach zum Ort und zur Landschaft“, erklärt Helmut Conrads die Verbundenheit der Menschen zum Kreuz Zehnstelle. Und so freut es die Anwohner, wenn immer wieder Autos am Kreuz anhalten und Blumen ablegen oder beten. Auch der LKW-Fahrer ist wieder glücklich und schickt dem Korpus Christi tägliche Grüße.

„Dieser Korpus ist einzigartig in Deutschland“, erklärt Helmut Conrads. „Er ist aus Zink-Blei im Jahr 1897 in Stolberg gegossen worden. Damals hat ihn Pfarrer Engelbert Giesen für 160 Mark erstanden. Mit seinen 160 cm bringt er 60 Kilogramm auf die Waage, obwohl er von innen hohl ist. Seit 1987 steht er unter Denkmalschutz. Das freut auch die Bienen, die dort regelmäßig nisten.“

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