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Bienen im Bienenstock
Ohne ImkerInnen würde auch die Schwarmintelligenz der Bienen nicht überleben.

Schleiden-Berescheid. An einem dieser heißen Nachmittage im August sitzen wir im Innenhof des schönen Fachwerkwinkelhofes von Bienenfachfrau Gabi Pütz. Um uns herum, an den vielen Blumen, die im Innenhof blühen, summt es eindringlich. Bienen sammeln Nektar aus den Blüten und stören sich dabei weder an uns Menschen noch an den zwei Hunden, die über den Hof toben. In ihrem farbenprächtigen Bauerngarten blüht der Phlox in kräftig leuchtendem Purpur und strahlendem Weiß. Auch die Phacelia, die Bienenweide, wächst selbstverständlich hier. „In meinem Garten blüht auch die bei Bienen so beliebte Melisse und andere gern angenommene Kräuter“, erklärt die Imkerin. Ihre Bienenstöcke, die sogenannten Beuten, stehen auf einer Wiese, geschützt hinter Hecken. An einigen Beuten findet ein emsiges Hinein- und Herausfliegen statt, an anderen hängen unzählige Bienen wie eine Traube aus dem Flugloch heraus. Gabi Pütz erklärt: „Aufgrund der Hitze, die im Inneren der Beuten herrscht, schaffen die Bienen so Platz und kühlen sich ab.“

Ein Blick ins Innenleben des Bienenstocks

Um uns auch das Innenleben der Bienenunterkünfte anschauen zu können, schlüpfen wir in die weiße Kleidung der Imker und setzen uns den runden Imkerhut mit dem Netzgewebe auf. Die Bienen scheinen allerdings nicht im Mindesten daran interessiert zu sein, uns „Eindringlinge“ anzugreifen. „Die Bienen sind gezielt so gezüchtet worden, dass sie friedliebend sind und weder Mensch noch Tier attackieren. Direkt an die Bienenstöcke grenzt die Weide mit meinen zwei Pferden. Mit diesen sowie mit meinen Hunden herrscht eine friedliche Koexistenz“, erzählt Gabi Pütz. „Beim Züchten wird außerdem darauf geachtet, dass die Bienen das hiesige Klima gut vertragen. Wichtig ist auch ihre Resistenz gegen die gefürchtete Varroamilbe, die schon seit Jahren für ein Massensterben bei den Bienen sorgt“.

Unterdessen hat sie ihren Smoker entzündet und der dichte Qualm sorgt dafür, dass sich die Bienen in ihre Beuten zurück- ziehen. Vorsichtig, um keine Biene zu erdrücken, öffnet sie den Deckel. In den Beuten sind 10 bis 11 Rähmchen, die sogenannten Waben, eingehängt, die verschiedene Funktionen erfüllen. In einigen sind die sogenannten „Stifte“ deutlich zu erkennen, die Eier der Bienen, aus denen sich die Bienenmaden in den Waben entwickeln. Andere Rähmchen werden von den Bienen mit Honig gefüllt, der später unseren Frühstückstisch bereichert. Auch die Bienenkönigin können wir gut ausmachen. Sie ist größer als ihre Artgenossen und zudem von der Imkerin mit einem winzigen roten Punkt gekennzeichnet. Die neuen Königinnen werden jedes Jahr mit einem farblich wechselnden Punkt markiert. Insgesamt werden fünf verschiedene Farben verwendet, was der Lebenserwartung einer Bienenkönigin entspricht. So kann der Imker immer nachvollziehen, welches Alter die Monarchin im jeweiligen Bienenstock erreicht hat. Sind die Bienen nicht in der Lage, ausreichend Nahrung für sich und ihre Nachkommen zu sammeln, füttern die Imker hinzu.

Bienen in Gefahr: So kann jeder helfen

Und genau das macht den Imkern Sorge. Die Bienen finden in unserer landwirtschaftlich von Monokulturen geprägten Landschaft nicht mehr ausreichend Nahrung. „Die landwirtschaftlichen Nutzflächen und Randstreifen sind vielerorts nahezu mit Pflanzenschutzmitteln totgespritzt“, erläutert Gabi Pütz. „Finden die Bienen doch noch Nahrung, so nehmen sie mit dem Blütennektar zum Teil auch Neonicitoide aus den Pflanzenschutzmitteln auf. Diese führen dazu, dass die Bienen ihren Orientierungssinn verlieren und die Brutpflege vernachlässigen“, so die Expertin weiter.


Bienenweide, für jedermanns Garten und Balkon

Bäume: Obstbäume, Weide, Kastanie, Robinie, Linde, Ahorn, Eberesche, Kornelkirsche, Traubenkirsche, Trompetenbaum

Sträucher: Liguster, Roseneibisch, Felsenmispel, Schneebeere, Rosen (ungefüllt), Fingerstrauch, Kletterhortensie, Falscher Jasmin, Schneeheide, Schlehe, Weißdorn, Stechpalme, Berberitze, alle Beerensträucher

Kletterpflanzen: Wilder Wein, Clematis, Efeu

Stauden und Zwiebelgewächse: Schneeglöckchen, Krokus, Leberblümchen, Gänsekresse, Lungenkraut, Silberwurz, Steinkraut, Vergissmeinnicht, Maiglöckchen, Goldnessel, Fette Henne, Ziermohn, Kugeldistel, Sonnenhut, Lavendel, Beinwell

Kräuter: Thymian, Ysop, Schnittlauch, Salbei, Weinraute, Zitronenmelisse, Bärlauch

Blumen: Reseda, Cosmea, Malve, Katzenminze, Gamander, Phacelia, Tagetes, Kornblume, Sommerazalee, Sonnenblume, Senf, Aster, ungefüllte Dahlie, Herbstanemone, Goldrute

*Quelle: Deutscher Imkerbund e.V.


 

Was können wir Eifelerinnen und Eifeler dazu beitragen, dass die Bienen und andere Insekten nicht aussterben? Aus Gabi Pütz sprudeln die Tipps nur so heraus: „Garten- und auch Balkonbesitzer können Bienenweide anpflanzen. Ideal ist natürlich die Gestaltung eines Bauerngartens. Anstatt Herbizide, Pestizide und chemische Dünger zu verwenden, können die Pflanzen durch Unkrautfolie und regelmäßiges Mulchen mit Grünschnitt geschützt und gedüngt werden. Die gefräßigen Nacktschnecken regelmäßig einsammeln. Kontinuierlich jäten, damit sich Unkräuter gar nicht erst großflächig ausbreiten. Rindenmulch besser aus heimischen anstatt tropischen Hölzern verwenden. Streuobstwiesenbesitzer können ihre Wiesen als Stellplätze für Bienenstöcke zur Verfügung stellen.“ Und wenn ich keinen Garten besitze? Auch hierauf weiß die Imkerin Antwort: „Ein großer Beitrag wird damit geleistet, regionale Produkte zu kaufen. So bleiben zum Beispiel Streuobstwiesen in der Eifel erhalten oder werden sogar erweitert.“

Text: Annette Krämer
Fotos: Ralph Sondermann

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