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Andreas Warler in der Basilika Steinfeld
DEU, Deutschland, Germany, Steinfeld, 29.01.2019: Koenig-Orgel in der Basilika Steinfeld Organist Andreas Warler

Andreas Warler (51) stammt aus einer musikalischen Familie. „Meine erste Tastenerfahrung machte ich in jungen Jahren unter anderem mit einer Melodica, einem kleinen Harmonika-Blasinstrument“, erinnert er sich heute. Später in seiner musikalischen Laufbahn spielte er jahrelang das Tenorhorn im Musikverein Baasem, seinem Geburtsort. Mit Eintritt ins Hermann-Josef-Kolleg in Steinfeld im Jahre 1976, eignete er sich im Alter von elf Jahren neben dem Klavierspiel auch das Orgelspiel an. Jeweils autodidaktisch – er spielte die Tasteninstrumente zunächst ohne Noten. Trotz des Aufkommens der Disco-Musik in den 1970er Jahren ereilte ihn der Orgelvirus und er sah im Orgelspiel seine Pas- sion. „Jeden Tag – vor und nach der Schule – übte ich mindestens drei Stunden und lernte durch das Nachspielen von Stücken auf Schallplatten und das Vergleichen der entsprechenden Noten, die ich mir dann besorgt hatte.“ Bereits mit 15 Jahren ist er der Verpflichtung als Organist im Ort Hallschlag nachgegangen. 1986 trat er in der Ordensgemeinschaft der Salvatorianer ein und begann das Theologie-Studium in Passau. Dort durfte er an der größten Domorgel der Welt dem Domorganisten Walther R. Schuster vor- spielen. Der erkannte seine besondere Begabung. Die Fingerfertigkeit, die er an den Tag legte, beeindruckten Schuster sehr. Er sah in Andreas Warler ein großes Talent als Kirchenmusiker. Er förderte ihn durch Privatunterricht und übertrug ihm vertretungsweise das Orgelspiel zu Gottesdiensten und bei Domführungen. Walther R. Schuster war es auch, der ihm den Motivationsschub gab, Kirchenmusik zu studieren. So begann Andreas Warler 1989 sein Studium an der Kirchenmusikschule St. Gregorius-Haus in Aachen. Zugleich wurde er zum Organisten an der Basilika Steinfeld berufen. Schon nach drei Jahren legte er 1992 das kirchenmusikalische B-Examen mit „sehr gut“ in Orgelliteraturspiel und Improvisation ab. 1996 hielt er sich zu einem Intensivstudium im Fach Orgel bei Prof. Craig Cramer an der „University of Notre Dame“ im US-Bundesstaat Indiana auf.

Andreas Warler spielt die Königsorgel in der Basilika Steinfeld.

Vesperkonzerte und Orgelfestivals

Seit 1992 ist er auch Organisator und künstlerischer Leiter der „Steinfelder Vesperkonzerte“. Der Eintritt zu diesen Orgelvespern ist generell frei, um eine Spende als Türkollekte wird aber gebeten. Die Stelle als Organist in Steinfeld bekleidet Andreas Warler übrigens in Teilzeit. Daher produziert er auch CDs und gibt Konzerte, um in finanzieller Hinsicht ein zweites Standbein zu haben. Bislang spielte er zehn CDs an der König-Orgel ein – auch zusammen mit Chor und Orchester – und wirkte in vielen Rundfunk- und Fernsehproduktionen mit. Seit 2014 führt er im Rahmen von Fortbildungsmaßnahmen des Bistums Aachen für Kirchenmusiker Kurse in Improvisation und liturgischem Orgelspiel durch. Seine Konzerte führten ihn bisher durch die gesamte Bundesrepublik, in die Benelux-Länder, nach Großbritannien, Island, Italien, Litauen, Österreich, Schweden, Schweiz und in die USA. Er wurde als Gast-Organist zu berühmten Orgelfestivals eingeladen, nach Laufen (Schweiz), mehrmals zum „Internationalen Orgelsommer“ nach Reykjavik (Island), nach Vilnius (Litauen), nach Bastogne (Belgien), in die Kathedrale von Haarlem (Niederlande) und nach San Diego (Kalifornien). „Jedes Konzert von Gast-Organisten ist auch heute noch für mich eine Lehrstunde, denn jeder Organist interpretiert z.B. Orgelwerke von Bach anders und hat andere Ideen zur Registrierung dieser Werke“, weiß Andreas Warler seine Kollegen zu schätzen. Der Veranstaltungskalender für 2017 liegt bereit und auch die Planung für das Jahresprogramm in 2018 ist bereits abgeschlossen.

Die historische Königsorgel im Kloster Steinfeld
Die historische Königsorgel im Kloster Steinfeld – erbaut um 1600.
Die einzigartige König-Orgel

Jüngst hat David Briggs, weltberühmter Organist aus Toronto (Ka- nada), sein Interesse bekundet, die historische und wertvolle König- Orgel in Steinfeld zu sehen und zu spielen. Deren Entstehungsgeschichte reicht bis ins 16. Jahrhundert zurück. Gemäß historischer Überlieferung wurde die große Orgel vermutlich um 1600 erbaut. In das 1678/1720 erbaute Orgelgehäuse (= Orgelprospekt) errichtete dann der Orgelbauer Balthasar König aus Bad Münstereifel unter Verwendung des alten Pfeifenmaterials (17 Register) eine Orgel mit zunächst 29 Registern. Erst 1879 erhielten die mit Holzatrappen versehenen Pedaltürme selbstständige Pedalregister.

Im Jahre 1802 wurden die Klostergebäude enteignet und versteigert; die Basilika blieb aber als Pfarrkirche erhalten. Die Pfarrgemeinde hatte damals aber nicht die Mittel, die Basilika und die Orgel so zu pflegen wie nötig gewesen wäre, um Schäden zu vermeiden. So konnte die Orgel in ihrer Substanz auch nicht wesentlich verändert werden. 1923 übernahmen die Salvatorianer die ehemalige Abtei und führten in der Basilika groß angelegte Restaurierungen durch. 1934 wurde die Orgel auf 46 Register erweitert, die Spiel- und Registertraktur elektrifiziert und es entstand aus dem barocken Instrument ein dem Zeitgeist entsprechendes romantisches Orgelwerk. Wegen Funktionsstörungen musste die Orgel 1977 stillgelegt werden. Die Orgelbaufirma J. Weimbs aus Hellenthal wurde mit der Restaurierung beauftragt. Ihr gelang es, sie nach vielen Forschungsarbeiten und mit hohem kunsthandwerklichen Vermögen wieder in ihren ursprünglichen Zustand von 1727 zu versetzen, was Spieltechnik und auch Klang anbetrifft. „Die Orgel bildet heute ein lebendiges Zeugnis einer beispielhaften Restaurierung und genießt in Orgelfachkreisen mittlerweile einen Ruf, der sich in weltweite Dimensionen erstreckt. Mit 35 Registern und 1956 Pfeifen besitzt die Basilika Steinfeld die größte noch erhaltene dreimanualige historische Orgel des Rheinlandes“, sagt Andreas Warler abschließend und lädt gleichzeitig zum Besuch der Basilika Steinfeld sowie zu den musikalischen Veranstaltungen ein.

Fotos: Ralph Sondermann
Text: Peter Meurer

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