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Tierteller Eifel e.V. in Jünkerath
Tierteller Eifel e.V. in Jünkerath

Jünkerath. Hans-Dieter Budick schaut nur kurz auf. „Natürlich steigt die Nachfrage!“ Am kleinen Packtisch im Lagerraum an der Jünkerather Bahnhofstraße hat er zusammen mit Pia Hellwig und Manuela Hoffmann gerade die Ausgabe geöffnet, schnell füllt sich der Raum mit den Kunden. An den Wänden stapeln sich die Kisten und Dosen mit dem, was auch Willi Meier, er möchte seinen wirklichen Namen gerne für sich behalten, aus einem nahen Dorf an der Oberen Kyll jetzt dringend braucht. Seinen Motorroller hat er an der Straße abgestellt, die Gepäckbox geöffnet. „Ich komme alle 14 Tage hierhin. Wir haben zwei Hunde und fünf Katzen. Das Futter könnten wir nicht mehr bezahlen.“

Wenige Minuten später verstaut er, was ihm Hans-Dieter Budick, Initiator des Tierteller Eifel e.V., mitgegeben hat: Ein 12-Kilo-Sack Trockenfutter für die Hunde, Nassfutter in Dosen für seine Katzen verstaut in Tragetaschen, ein paar Leckerlies. Am Ende passt Willi Meier noch gerade auf den Sitz seines Rollers und knattert erleichtert nach Hause. Mehr Futter kann er nicht transportieren – mehr hätte er auch nicht bekommen. Er hat für die kommenden 14 Tage das Ausgabemaximum für maximal drei Tiere ausgeschöpft. Das muss fürs Erste reichen. Hauptsache, es fallen in der Zwischenzeit keine zusätzlichen Kosten für seine Vierbeiner, etwa beim Tierarzt, an.

Für Menschen in Not sind Tiere oft wichtig

Für Hund und Katz eingedeckt beim Tierteller Eifel e.V.
Das muss fürs Erste reichen: Eingedeckt für einen Monat beim Tierteller Eifel e.V.

Willi Meier ist berufsunfähig. Er und seine Frau haben nur wenig zum Leben. Da ist er dankbar wie die vielen anderen Kunden dieser besonderen Tafel, dass Hans-Dieter Budick und seine Mitstreiter der ersten Stunde vor einem Jahr die Idee hatten: Wer Hartz IV-Empfänger ist, eine zu kleine Rente hat – wer die Bedürftigkeit nachweisen kann – dem soll, wenn es um die Ernährung seines geliebten Haustieres geht, geholfen werden. „Die Haustiere sind doch oft alles, was den Menschen in dieser Notlage bleibt“, ist Budick überzeugt. Einen Euro kostet die Abgabe des Futters pro Tier, das kann sich auch Willi Meier noch leisten.

Aus drei Kunden und fünf registrierten Tieren, die am Starttag des Tiertellers Eifel e.V., dem 16. Februar 2018, versorgt wurden, sind hier mittlerweile gut 50 Kunden und 115 Tiere geworden. Tendenz steigend. Die Tierbesitzer weisen beim Erstbesuch ihre Bedürftigkeit nach und bringen ihre Tiere zur Registrierung mit. Maximal Futter für drei Tiere kann dann gegen den kleinen Obolus alle 14 Tage abgeholt werden. Die Hilfe gilt bis zum Tod oder der Abgabe des so gemeldeten Vierbei- ners und die Mengenausgabe in Kilogramm ist begrenzt. „Wir können natürlich nicht die komplette Versorgung eines Tieres übernehmen“, so Hans-Dieter Budick.

Spenden und Mithilfe willkommen

Der Bedarf ist groß: Tierteller Eifel e.V.
Tierteller Eifel e.V. – der Bedarf ist groß

Das ehrenamtliche Angebot ist auf Futterspenden angewiesen, etwa in die Futterboxen, die an einigen Verbrauchermärkten in Jünkerath, Hillesheim und Gerolstein stehen, oder durch großzügige Untertützung von Sponsoren wie einem Tierbedarf-Anbieter in Jünkerath, von Futterherstellern, oder der Dr. Axe-Stiftung in Kronenburg. „Wir brauchen mittlerweile dringend einen größeren Lagerraum“, so Hans-Dieter Budick mit Blick auf die überquellenden Regale und Berge an Tierdecken, Katzenkörben, Hundespielzeug, die den Helfern zusätzlich gespendet werden. Er hatte ja geahnt, dass seine Tiertafel Sinn machen würde – doch wie groß die Bedürftigkeit tatsächlich ist, das hat er unterschätzt. Aus einem Umkreis von gut 20 Kilometern kommen die Kunden mittlerweile in die Bahnhofstraße in Jünkerath. „Wir können zur Unterstützung unserer Arbeit neue Mitglieder gut gebrauchen“, wirbt Budick. Für die Hilfe, auf die auch Willi Meier angewiesen ist. ●

Text und Fotos: Stefan Lieser

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