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Der Tuffsteinbackofen der Museumsbäckerei im Freilichtmuseum ist seit fast 200 Jahren im Einsatz und Achim Möhrer backt mit dem Oldie

Bäcker müssen früh aufstehen. Der Tag fängt morgens um drei an. Da knetet auch Achim Möhrer in der Backstube seiner Bäckerei in Dreiborn seinen Natursauerteig. Das genaue Rezept verrät er wie alle guten Handwerker nicht. Er sagt lediglich, dass er 60 Prozent Weizen und 40 Prozent Roggenmehl vermischt, um später im Holzbackofen des Freilichtmuseums in Kommern das Steinofenbrot im original Tuffsteinofen zu backen.

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Bis dahin hat der Bäckermeister schon einiges erledigt – Brot, Brötchen und Hefebackwaren gerührt und gebacken, verkauft und sich auf seine Arbeit in Kommern vorbereitet. Denn da fährt er gegen neun Uhr mit seinem Schwiegervater oder mit seiner Tochter hin, um aus dem mitgebrachten Teig all die Leibchen zu formen, die später in den dann seit vier Stunden glühenden Ofen geschoben werden. „Das Anheizen mit Holz besorgt unser Nachtwächter hier im Museum Kommern, so hat der Ofen nach circa vier Stunden Betrieb die optimale Temperatur fürs Backen“, erklärt der Bäckermeister. Auch viele Schulklassen machen ihre Klassenfahrt ins Freilichtmuseum nach Kommern und dürfen dort mit anpacken.

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Thermometer oder andere Messgeräte sucht der Besucher rund  um den Ofen aus dem Jahr 1826 übrigens vergebens. „Wann der Ofen heiß genug ist, ist einfach eine Frage der Erfahrung,“ erklärt Achim Möhrer. Seine Tochter Anne bereitet gerade die unterschiedlichen Teiglaibe vor, während der Vater den Ofen für das so genannte Einschießen, also das Heben der Brote in den Ofen, mit einem feuchten Lappen auswischt, damit er die Brote später besser wieder herausziehen kann. Für einen Moment vernebeln Wassertropfen die Sicht in der kleinen Backstube, aber das Wasser ist dank der Temperatur von circa 260 Grad Celsius in null Komma nichts wieder verdampft.

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Als erstes schießt Achim Möhrer mit Tochter Anne die Mischbrote in den Ofen ein. Sie legt jeden Laib auf das Schießer genannte Backbrett, mit dem Achim Möhrer jeden Laib einzeln in den Ofen befördert. Dort backt innerhalb von 40 Minuten ein knuspriges Weizenmischbrot, das außen rösch, also knusprig, und innen saftig ist. Und dass es auch nach einigen Tagen noch frisch ist, hat die Reporterin im Selbstversucht getestet. Bis zu 100 Brote kann der Bäckermeister gleichzeitig backen.

Danach backen Achim Möhrer und Familie dann süße Brötchen, mal mit Mandel, mal mit Hagelzuckerguss, große Hefezöpfe sowie diverse Blechkuchen, die mit Obst oder Streuseln oder eben mit beidem belegt sind. Oftmals packen dabei Schüler mit an, die eine Woche im Freilichtmuseum verbringen und den zahlreichen Handwerkern über die Schulter schauen dürfen und, wie auf den Fotos zu erkennen ist, auch selbst Hand anlegen. Die Produkte des Bäckers, dem während seiner Arbeit selbstverständlich alle Museumsbesucher über die Schulter schauen können, werden noch im Museum am eigenen Verkaufswagen verkauft. Und wer noch mehr Produkte aus Achim Möhrers Backstube genießen will, dem sei seine Bäckerei in Dreiborn oder sein Café Chalet in Herhahn-Schleiden empfohlen. Einen 200 Jahre alten Ofen gibt es dort zwar nicht, aber handgemacht sind alle Produkte auch dort. Darauf legt der Bäckermeister größten Wert, denn sein Handwerk liegt ihm am Herzen. Was wiederum der Grund für seine Tätigkeit im Museum ist: „Hier sieht man einfach die Geschichte unseres Handwerks.“

Text: Glanzpunkt Eifel-Mitarbeiterin Nicole Wildberger

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