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Wer denkt bei der Eifel nicht an viel Wald und wunderbare Landschaft? Sie ist neben dem Sauerland die am meisten besuchte Naherholungsregion in NRW. Den Wenigsten bekannt ist jedoch die hohe wirtschaftliche Bedeutung des Waldes und der Forstwirtschaft. Glanzpunkt Eifel-Mitarbeiter Elmar Neumann hat sich mit Hilfe von Fachleuten und Verwendern aus allen Bereichen der Holzwirtschaft die Glanzpunkte des Waldes in der Eifel erläutern lassen. Eine federführende Stellung nimmt der Landesbetrieb Wald & Holz NRW mit dem Netzwerk Wald & Holz Eifel e.V. ein. Der Leiter der Außenstelle des Regionalforstamts Hocheifel-Zülpicher Börde in Nettersheim und gleichzeitig Vorsitzender von Wald & Holz Eifel e.V., Horst-Karl Dengel, gab dem Glanzpunkt Eifel Gelegenheit zu einem exklusiven ausführlichen Gespräch im Holzkompetenzzentrum Nettersheim. Er stellte bei dieser Gelegenheit auch die neue Leiterin des Zentrums, Frau Anette Köhne-Dolcinelli, vor.
viele-modelle-beinhaltet-das-buero-von-poensgen-hier-eines-aus-der-regionSchon mit Beginn der Besiedelung durch die Römer kam es zu extrem schädlichen Rodungen sowohl hinsichtlich klimatischer als auch sozioökonomischer Bedingungen für die Bewohner. Dies verbesserte sich zwar zunächst nach dem Rückzug der Römer, änderte sich aber im Laufe der Jahrhunderte durch enormen Holzverbrauch der zunehmenden Industrialisierung, insbesondere der Eisenindustrie. Gleichzeitige starke Besiedelung, verbunden mit extremer landwirtschaftlicher Nutzung, war für den erneuten verheerenden Niedergang der Wälder verantwortlich. Erst mit der Übernahme des Rheinlandes durch die Preußen erfolgte zwischen 1740 und 1786 durch staatliche Maßnahmen befördert die Regenerierung. Aus dieser Zeit stammt das Prinzip der Nachhaltigkeit des Oberberghauptmanns Hans Carl von Carlowitz am kursächsischen Oberbergamt als Grundregel der preußischen Forstwirtschaft: Es darf nie mehr Holz im Wald geschlagen werden, als gleichzeitig nachwächst. Auch eine Gemeinschaft von Waldbesitzern hatte sich als Schutzgemeinschaft etabliert und mit dafür gesorgt, dass trotz des riesigen Bedarfs – auch durch die Weltkriege – heute wieder ausreichend Holz zur Verfügung steht. Zur Sicherung des Bestandes und auch für die Erhaltung als Freizeit- und Erholungsort sowie für den Naturschutz trägt in NRW der Landesbetrieb Wald & Holz bei. Im Einzugsgebiet des Glanzpunkt Eifel trägt die Außenstelle des Regionalforstamts Hocheifel-Zülpicher Börde die Verantwortung für rund 50.000 Hektar, also 500 Millionen Quadratmeter Waldfläche.
Der 63-jährige studierte Forstwissenschaftler Dengel kam über das Forstamt Bad Münstereifel 2005 nach Nettersheim. Unter seiner Leitung erlangte der Landesbetrieb eine außerordentliche Bedeutung mit hohem Ansehen. „Schließlich“, so führt er aus, „haben Wald und Holz eine hohe wirtschaftliche Bedeutung. In NRW haben wir mehr als 915.000 Hektar Waldfläche. Das sind 27 Prozent der gesamten Landesfläche.“ An einem Umsatz von fast 40 Milliarden Euro pro Jahr sind mehr als 190.000 Menschen in der Forstwirtschaft und den holzwirtschaftlichen Branchen, dem Cluster Wald und Holz, beteiligt. In der Eifel beschäftigen 1.300 Unternehmen 16.000 Mitarbeiter. Es werden 3,5 Milliarden Euro Umsatz erwirtschaftet. Schließlich ist die Wald- und Holzbearbeitung in der Eifel nach dem Baugewerbe der zweitwichtigste Arbeitgeber. „Dies könnte mehr sein“, so Dengel weiter, „wenn die Wertschöpfungskette verbessert würde. Das Holz wird nach dem Sägen in China angelandet und kommt als fertiges Möbelstück zurück. Es sollte so sein, dass wir die Möbel nach China senden.“ Dengels Engagement als Vorsitzender im Projekt von Wald und Holz, dem Holz Cluster Eifel (kurz HCE), hat bereits vielfaches Echo ausgelöst. Dengel und sein Team, davon konnte sich der Glanzpunkt Eifel in vielen Gesprächen mit Beteiligten auf den verschiedenen Veredlungsstufen überzeugen, sind sehr kompetente Partner. Es geht zum Einen um die reine Bewirtschaftung mit Hilfe der Förster, zum Anderen um Betreuung, Umweltbildung und Förderprogramme. Hoheitliche Aufgaben wie Betretungsrecht, Brandschutz und Information der Öffentlichkeit gehören genauso zum Aufgabenbereich wie die Vermarktung. Dabei unterstützt das Holzkompetenzzentrum Rheinland (kurz: HKZR), eine Kooperation des Regionalforstamts Hocheifel-Zülpicher Börde mit der Gemeinde Nettersheim, den Holzabsatz und auch dessen Förderung durch Programme mit der Holzbranche und dem Verbraucher. Seit dem 1. August leitet die studierte Forstwissenschaftlerin Anette Köhne-Dolcinelli dieses Zentrum. Dengel stellte die neue Leiterin als erfahrene Holzfachfrau vor, die mehr als 20 Jahre praktische Erfahrung hat. „Hintergrund für unsere Arbeit ist das große Potenzial, das die im weiteren Sinne mit Holz wirtschaftende Branche in dieser Region, aber auch in Rheinland-Pfalz und Ostbelgien, besitzt“, führt die 49-Jährige über den Projektbereich aus. Dazu gehört die Weiterentwicklung, indem Service und Informationen zu moderner Holzverwendung aus nachhaltiger Forstwirtschaft  gewerblichen oder öffentlichen Fachzielgruppen, Bildungsträgern und Endverbrauchern zur Verfügung gestellt werden. Köhne-Dolcinelli ist Geschäftsführerin des Netzwerks Wald und Holz Eifel, das sich aus einer Vielzahl verschiedenster Unternehmen und Einrichtungen der Branche zusammensetzt.
Eins der vielen Projekte zur Förderung des Holzabsatzes, die das HKZR begleitet, ist z.B. die Planung und Umsetzung ganzer Siedlungsbereiche in Holzbau, die als Kirchturmprojekte überregional zur Nachahmung anregen sollen. „Holz kann durch seine vielen Vorzüge und hervorragenden Eigenschaften jetzt und in Zukunft andere Stoffe ersetzen, die wir nicht nachhaltig bereitstellen können“, so Köhne-Dolcinelli. „Die Verknappung, Verteuerung und Erschöpfung der herkömmlichen Energieträger führen dazu, dass das Interesse an Holz als Rohstoff und Energieträger stark zunimmt und weiter zunehmen wird.“ Ein Festmeter gewachsenes Holz entnimmt der Luft ca. eine Tonne CO2. Dabei werden 250 kg Kohlenstoff in Holz, Rinde, Blättern und Wurzeln gebunden und bis zu ca. 750 kg Sauerstoff freigesetzt. Dieser bekannte Vorgang bildet die Lebensgrundlage unserer Erde. In NRW sind dies insgesamt 18 Millionen Tonnen CO2-Ersparnis. Im Vergleich zur Verarbeitung von Aluminium, Stahl oder Beton wird bei Holz sehr wenig Energie benötigt, wodurch gravierend CO2-Emissionen vermieden werden. Das in den Eifel-Wäldern geerntete Holz wird in nahegelegenen Sägewerken industriell zu modernen Holzbaustoffen verarbeitet. Örtliche Zimmereibetriebe können aus den industriell hergestellten Holzelementen so in kürzester Bauzeit Gebäude errichten. „Der Vorteil des Holzhausbaus ist enorm“, so Köhne-Dolcinelli und nennt folgende Beispiele: Logistik, Schnelligkeit, CO2-Reduzierung, hohe Flexibilität , bis zu zehn Prozent mehr Raum durch dünnere Holzwände bei besserer Dämmung und gleichem Außenmaß.
prof-poensgen-zeigt-die-18-jahre-alte-holzverschalung-seines-hausesUm Holzbauten zu planen sind natürlich Architekten die entscheidenden Mittler. Dem Holzbau sehr aufgeschlossen ist der vielfach ausgezeichnete Architekt Prof. Georg A. Poensgen aus Marmagen. In der umfangreichen Reihe der Prämierungen seines Architekturbüros fällt auch der Staatspreis Rheinland-Pfalz für ein Umbau-Projekt, bei dem Holz als essentieller und sichtbarer Bestandteil eingesetzt wurde. Der Entwurf einer Siedlung nur mit Häusern aus Holz für die Gemeinde Mechernich ist eines seiner anderen vielen Projekte. „Nicht in allen Fällen kann man komplett die Holzbauweise einsetzen“;  sagt Poensgen. Seine Philosophie ist es, sich die Region anzuschauen, in der ein Bauobjekt geplant ist. Aufbauend auf der Erfahrung bereits bestehender Objekte im Umfeld und der historischen Entwicklung der Eifeler Baukultur setzt er mit seinem Büro denzer & poensgen regionale Typologie auch als Kombination aus Holz, Stein und Beton  konsequent um. Beispiel hierfür ist sein Haus in Marmagen. Ein weit verbreiteter Irrtum ist übrigens, dass Holz aus Witterungsgründen jedes Jahr behandelt werden muss. Poensgen erläutert, dass durch fachkundige Bearbeitung des Holzes vor der Aufbringung eine regelmäßige Behandlung wegfallen kann. Bester Beweis: Die Holz-Außenwand seines eigenen Hauses ist seit Baubeginn vor 18 Jahren nicht mehr angefasst worden und unverändert stabil.

Text & Fotos: Glanzpunkt Eifel-Mitarbeiter Elmar Neumann

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