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Der Vortragsraum im Kunstkabinett der Dr. Axe-Stiftung in Kronenburg ist voll besetzt, die Stimmung entspannt und ruhig, als Peter Wohlleben über Neues aus dem Leben der Bäume referiert. Inzwischen ist Peter Wohlleben gefragter Gast in Talkshows und gern gesehener Referent zur Situation des deutschen Waldes. Umso erfreulicher, dass er sich für diesen heimatnahen Vortrag Zeit genommen hat. Lange Jahre hat Peter Wohlleben als Förster für die Landesforstwirtschaftliche Verwaltung in Rheinland-Pfalz gearbeitet. Da er die heimische waldwirtschaftliche Nutzung immer kritischer sah, kam es schließlich zum Bruch mit seinem Arbeitgeber und zu einem Neustart in seinem Leben. Um einen erwiesenermaßen über 4.000 Jahre alten Buchenwald in seinem Heimatort Hümmel vor der Abholzung zu bewahren, legte er dort mit der Gemeindeverwaltung einen Ruheforst an. Die Besucher erfreuen sich nun an dicken urtümlichen Buchen, die auch mal krumm wachsen dürfen. Die kleinen Gemeinden Hümmel und Wershofen kündigten ihre Mitgliedschaft in der staatlichen Forstverwaltung und gründeten eine eigene Forstverwaltung, in der sie Peter Wohlleben und weitere Mitarbeiter einstellten. Nun können die Gemeindewälder möglichst naturnah und waldverträglich bewirtschaftet werden. „Neben meinen Aufgaben als Förster habe ich auch noch Zeit und Freiraum, um Vorträge zu halten und die Menschen für die Bäume zu sensibilisieren. Denn wir wissen eigentlich noch gar nicht viel über das Leben der Bäume“, erzählt Peter Wohlleben. „Jeder kennt Elefanten, weiß dass sie geschützt werden müssen und sich sehr um ihren Nachwuchs kümmern. Doch dass auch Bäume Schmerzen empfinden, ist nur den wenigsten bewusst.“ Mit seinen Vorträgen und Büchern möchte Waldliebhaber Wohlleben den Baum mehr in den Mittelpunkt rücken und auf seine Bedürfnisse aufmerksam machen. Dabei ist das Wort „Wald“ eigentlich falsch, da es sich bei deutschen Baumansammlungen eher um „Plantagen“ handelt. Fast alle Waldflächen wurden und werden von Menschen bewirtschaftet. Es gibt nur noch einige wenige Restflächen mit annähernd erhaltenen urwaldähnlichen Lebensräumen. Eines dieser Waldstücke liegt eben in der Gemeinde Hümmel.

Peter-Wohlleben_Seminar„Wussten Sie, dass Bäume regelrechte Freundschaften untereinander pflegen können? Sie nehmen dann bei ihrem Wachstum Rücksicht aufeinander, lassen sich gegenseitig Platz“, fragt Peter Wohlleben in die Runde. „Da junge Bäume unter dem dichten Blätterdach ihrer Elternbäume nur 3 % Licht abbekommen, wachsen sie extrem langsam und werden in den ersten 200 bis 300 Jahren von ihren Elternbäumen durch die Wurzeln mit Zucker und Energie versorgt. Menschlich gesprochen könnte man auch sagen, sie werden von ihren Eltern gestillt.“ Mit sehr lebendiger Sprache und einprägsamen Beispielen informiert Peter Wohlleben gewohnt kurzweilig über unseren Freund, den Baum. Zum Bücherschreiben ist er eher nebenbei gekommen. „Ich führe seit mehr als 20 Jahren Menschen durch den Wald, mache auf Menschen- und Tierspuren im Wald aufmerksam und erlebe dabei großes Interesse. Immer wieder wurde ich gefragt, ob man meine Erklärungen nicht auch nachlesen könne“, erzählt Herr Wohlleben. Schließlich hat seine Frau den letzten Schubser gegeben, Peter Wohlleben hat es probiert und inzwischen 12 Bücher herausgebracht. Sein neuestes Werk ist seit Mai 2015 auf der Bestsellerliste. Man kann also mit Fug und Recht behaupten, dass Herr Wohlleben nicht nur als Förster, sondern auch als Autor recht erfolgreich ist. Zum Abschluss folgender Gedanke: Auch der Tierschutz wurde anfangs mit Argwohn und Spott bedacht. Heute ergeht es dem Baumschutz unter Umständen ähnlich. Wünschen wir uns, dass sich unsere Einstellung in den nächsten 20 Jahren grundlegend ändert!
Infos:  www.peter-wohlleben.de & www.axe-stiftung.de
„Das Geheime Leben der Bäume“
Ludwig-Verlag
Preis: 19,99 €

Fotos & Text: Glanzpunkt Eifel-Mitarbeiterin Regine Grümmer

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