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El Sadeek - Arabergestüt in Hellenthal-Hecken
El Sadeek - Arabergestüt in Hellenthal-Hecken

Hellenthal-Hecken.

„Wir haben damals für die Kinder Ponys gekauft.“ So beginnt die Geschichte des Arabergestüts „El Sadeek Arabians“ von Ruth Wollenschein und ihrem Mann Karl-Heinz. Aus dem Ponykauf entstand eine große Liebe zu Pferden, besonders zu den edlen ägyptischen Vollblutarabern. Ruth Wollenschein kaufte schließlich eine Araber-Stute, die sie bald decken ließ. Die Stute und ihr Fohlen, das mittlerweile fünfundzwanzig Jahre alt ist, waren der erste Schritt zur Pferdezucht und zu dem Gestüt, auf dem mittlerweile zwanzig Vollblutaraber leben, darunter drei Fohlen und zwei Zuchthengste.

„Es sind sehr menschenbezogene Tiere. Sie sind nicht nur schön, sondern eignen sich auch sehr gut zum Distanzreiten, also zum Reiten mehrerer Kilometer in möglichst kurzer Zeit“, erklärt die gebürtige Kölnerin. Alle Tiere sind eingeritten und Tochter Sissy ist bereits zu einigen Distanzritten mit den Arabern angetreten. Der Reitsport liegt bei den Wollenscheins in der Familie, das vertiefte Wissen für die Zucht eigneten sie sich bei Seminarbesuchen und mit der Lektüre von Fachbüchern an.

Von Herzensbrechern und Glückskindern

Doch die Pferde der Wollenscheins sind nicht nur zum Reiten da, eine Zucht lebt auch vom Verkauf der Fohlen. Meistens werden sie ab einem Alter von sechs Monaten an Freizeitreiter, Distanzreiter oder andere Züchter weiterverkauft. Einige Tiere bleiben aber auch auf dem Hof, gehören dann zur Familie und jedes ist ein „wahrer Freund“ – das bedeutet El Sadeek auf deutsch und ist der Name des selbstgezogenen Deckhengstes des Gestüts. Auch der Wallach Kassar Al Alb, dessen Name aus dem Arabischen übersetzt „Herzensbrecher“ ist, hat sein Zuhause in Hecken. „Meine Tochter wollte eigentlich nie ein Hengstfohlen, aber der Kleine hing so sehr an ihr, bis sie schließlich Freundschaft mit ihm schloss und sich sogar zum Schlafen zu dem Fohlen in den Stall legte. Und dann haben wir ihn nach dem getauft, was er ist: ein Herzensbrecher“, erinnert sich Ruth Wollenschein.

Neben Herzensbrechern leben Glückskinder auf dem Gestüt – das kleinste ist gerade erst ein paar Wochen alt, ein Fohlen der Zuchtstute El S Zuleyha. Der kleine El S Nizar Ibn Nadeer ist Sohn eines wertvollen Araberhengstes, dessen Decksprung verlost wurde. Ruth Wollenschein fuhr zur Verlosung und half dem Glück etwas nach: „Eines von achtzig Losen sollte damals dem Gewinner die Chance auf ein Fohlen des Hengstes geben. Ich habe einfach alle Lose gekauft, für zehn Euro pro Los. Eigentlich hätte das Decken 4.000 bis 5.000 Euro gekostet – ein recht guter Kauf also.“ Und sehr clever!

Glück hatte auch die niedliche El S Zuleyha. Durch eine Verletzung konnte ihre Mutter während der Tragezeit nicht mehr selbst stehen. Ruth Wollenschein erinnert sich noch genau daran, wie sie der Stute half, indem sie sie mit einem Flaschenzug aufhob und sie so die gesamte Tragezeit ein Stück in der Luft hielt, damit sie wieder gesund wurde. Es hat geklappt! Zuleyha, ein wirklich wertvolles Fohlen, ist der Lohn für Durchhaltevermögen und Fürsorge.

Bei Wollenscheins in Hecken ist also nicht nur gutes Blut in der Zuchtlinie der Araber zu finden, sondern auch eine ganze Portion Glücksgene. ●

Text: Michelle Olion
Fotos: Ralph Sondermann

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