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Emma 2.0: Evelyne Josten will die Familientradition in eine neue Zeit führen
Evelyne Josten will die Familientradition in eine neue Zeit führen - Emma 2.0

Weywertz. Wer hätte das gedacht? Der „Tante Emma Laden“ lebt! Dieses beeindruckende Phänomen ist in vielen Eifeldörfern zu beobachten. Die neue Generation „Tante Emmas“ sind junge GeschäftsinhaberInnen, die mit viel Liebe, Freude und Engagement ihre kleinen Betriebe auf die Beine stellen. Doch es sind keine Einzelkämpfer und Konkurrenten, ganz im Gegenteil. Sie haben sich zu dem Interessenverband Emma 2.0 zusammengeschlossen, treffen sich regelmäßig, motivieren und unterstützen sich gegenseitig, tauschen wertvolle Tipps aus.

„Wir verstehen uns nicht als Konkurrenz“, sagt Evelyne Josten mit Vor-Ort-Kaufhaus im Zentrum von Weywertz, „im Gegenteil! Wir helfen uns gegenseitig. Wenn zum Beispiel ein Produkt fehlt, wird der Kollege angerufen und schon am Nachmittag kann man es dem Kunden nachreichen.“ Die Nachfrage nach kleinen, kundenfreundlichen Dorfläden ist groß. 15 Tante Emma Läden in den Orten Amel, Recht, Medell, Rocherath, Schönberg, Hünnigen, Weywertz, Nidrum, Manderfeld, Ouren, Sourbrodt, Lontzen, Heppenbach und Büllingen gibt es schon. Dabei ist kein Lädchen wie der andere. Evelyne Josten bietet zum Beispiel selbst hergestellte Speisen wie Bouletten, Hühnerfrikassee, Rollbraten, Gemüsepfanne, Nudel- und Kartoffelsalat an. Ihre Spezialität ist das Catering, was in Ostbelgien Traiteur genannt wird. Andere Läden haben zusätzlich Deko-Artikel, Schreibwaren oder Zeitungen im Sortiment oder dienen als Postannahmestelle.

Tante Emma Läden mit modernen Standards

Erika Krings-Bill ist dafür verantwortlich, dass die 15 ostbelgischen Dorfläden jetzt unter dem Namen „Emma 2.0“ die Kräfte bündeln. Sie führt seit 26 Jahren ihr Geschäft in Heppenbach und hat die Wiedergeburt der kleinen Läden hautnah miterlebt: „Wir sind im klassischen Sinn Emma-Läden, nur dass wir heute moderne Standards haben“, berichtet Erika Krings. „Wir verkaufen viele regionale Produkte, denn wir haben die Qualität, die die Kunden brauchen, gleich vor Ort.“ Weitere Vorteile: Die Läden sind kundenorientiert und für den Lebenskomfort in den Dörfern unentbehrlich. Es gibt Service, der nicht nur so heißt. Sonderwünsche, vergriffene Artikel, telefonische Bestellungen – alles kein Problem, sie werden erfüllt, besorgt, angenommen und bei Bedarf auch geliefert. Ältere Kunden können sogar von zu Hause abgeholt werden, damit sie in Ruhe einkaufen können.

In den Emma-Läden findet Austausch statt, es wird beraten und erzählt. Der Kunde spart Zeit, da er nicht erst weit fahren muss, um dann in der langen Schlange an der Käsetheke und an der Kasse zu stehen. Und er spart Geld, denn er muss nicht zwölf verpackte Scheiben Schinken kaufen, sondern nur die drei Scheiben, die er braucht. Dass die regionalen Produkte von qualitativ hochwertigen Herstellern kommen, versteht sich von selbst. Das Kaufhaus im Ort ist für die Senioren gut zu Fuß zu erreichen und auch die Kinder können eigenständig einkaufen gehen.

Emma 2.0 ist eine starke Initiative, die Vor-Ort-Kaufhäuser fördert, das Dorfleben stärkt, die Menschen wieder zusammen bringt und bereits 50 Arbeitsplätze in der Region
geschaffen hat. ●

Text: Petra Kirch
Fotos: Ralph Sondermann

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