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In der Karwoche reisen Menschen von weit her an und pilgern zusammen mit hunderten anderen auf den Kalvarienberg bei Alendorf

Von Ripsdorf aus kommend sehen die Reisenden zuerst die alte Pfarrkirche von Alendorf. Das alte Gotteshaus wurde 1497 gestiftet, ist umsäumt von mächtigen alten Buchen und wacht über das unterhalb gelegene Dorf. „Die alte Kirche ist der Ausgangspunkt für den Pilgerweg auf den Kalvarienberg“, erzählt Herr Reifferscheid, Küster und Organist in der Alendorfer Gemeinde. „Der Gipfel liegt immerhin auf 524 Metern, es ist also schon ein kleiner Anstieg bis zum Ziel.“ Von der Kirche aus führen 14 Stationen zum steinernen Gipfelkreuz, das dort errichtet wurde, wo einst eine Kapelle stand. In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts ließ Salentin Ernst Graf von Blankenheim die sieben Kreuze aus Sandstein hauen. In deren Mittelbalken ist jeweils ein Reliefbild mit einer Leidensszene angebracht. Da Wind und Wetter ständig an diesen Steinreliefs nagen, mussten die Originalplatten durch neue Bilder ersetzt werden.

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Im Winter liegen die alte Kirche und der Kalvarienberg einsam in der rauen Landschaft. Schneewolken werden vom starken Wind über die Eifel getrieben. Über der Kirche segeln Saatkrähen und rufen sich Botschaften zu. „Nun, diese Einsamkeit hat in der Karwoche ihr Ende“, erzählt Herr Reifferscheid. „Zwischen Palmsonntag und Karfreitag treffen zahlreiche Gläubige hier ein, um den Kreuzweg auf den Kalvarienberg zu pilgern. Ursprünglich kamen die Gläubigen aus den umliegenden Gemeinden, vorrangig hier aus Alendorf und aus der Kapellengemeinde Waldorf.

“In der Karwoche sind es täglich noch um die 100 Pilger, an Karfreitag können es bei schönem Wetter auch mal knapp 1.000 Menschen werden. Dann windet sich der Pilgerzug von der alten Kirche bis zu dem Gipfelkreuz. „Die Karfreitagsprozession des Gemeindeverbandes Blankenheim/Dahlem ist alleine so groß, dass wir sechs bis sieben Brudermeister zur Organisation benötigen. Glücklicherweise finden sich immer noch genügend Ehrenamtler für diese Aufgabe“, so Herr Reifferscheid. Ebenfalls an Karfreitag macht sich auch eine Pilgergruppe der Communio in Christo aus Mechernich auf den Weg – bis zur alten Kirche mit Bussen, danach zu Fuß. Spätestens seit Hape Kerkeling nach Santiago de compostela gewandert ist und darüber ein Buch geschrieben hat, ist Pilgern wieder ‚in‘. „Bald täglich sehen wir Menschen, wenn auch nicht immer Pilger, sondern auch Wanderer, auf dem Kalvarienberg“, beobachtet Herr Reifferscheid. Der Kalvarienberg hat schon eine besondere Ausstrahlung.

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Der Weg führt bergan „in den Himmel“. Oben angekommen kann man den sagenhaften Ausblick über die Weiten der Eifel genießen. Auf der einen Seite blickt das Auge nach Alendorf und über die geschützten Wacholderhänge, auf der anderen Seite über bewaldete Hügel zum Aremberg, zur Hohen Acht und zur Nürburg – sofern es das Wetter denn zulässt.

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