Am Karnevalssamstag sind ab 19.11 Uhr die Geister los beim Geisterzug im historischen Burgort Blankenheim
Wie es wohl begonnen hat, vor rund vierhundert Jahren? Vermutlich waren unsere Vorfahren im Mittelalter den kalten und nassen Winter genauso leid wie wir heutzutage. Wenn man dabei bedenkt, dass es seinerzeit weder Zentralheizung, Schneeräumfahrzeuge, warmes Wasser aus der Leitung, wohltemperierte Häuser und Supermärkte gab! Dann können wir umso besser verstehen, dass man den Winter auf jeden Fall und endgültig vertreiben wollte. Und ohne satellitenunterstützte Wettervorhersage griff man dazu auf altbewährte Mittel wie Feuer, Lärm, Geister und Hexenkraft zurück. Ob die Methode immer erfolgreich war, war von Jahr zu Jahr unter-
schiedlich – manchmal zog sich Väterchen Frost nicht sofort zurück und die Menschen mussten weiter frieren. Jedenfalls hat sich aus diesem alten Brauch über die Jahre hinweg der „Blankenheimer Geisterzug“ entwickelt, der jedes Jahr am Karnevalssamstag durch das kleine Städtchen an der Ahrmündung zieht.
Bürger als „Blangemer Geister“
Während in früheren Zeiten ausschließlich Männer teilnehmen durften, sind heute alle gern gesehen: Männer und Frauen, Jungen und Mädchen, Einheimische und auswärtige Gäste. Ausgerichtet und organisiert wird der Geisterzug vom Karnevalsverein Blankenheim 1613 e.V., der u.a. auch für zusätzlichen Parkraum im Blankenheimer Gewerbegebiet sorgt. Mit den Jahren haben sich so einige liebgewonnene Traditionen in und um den Geisterzeug entwickelt: Frank Bertram mimt den Teufel, einige Karnevalsfrauen verwandeln sich in furchterregende Hexen und heulen durch die Gassen, andere Karnevalistinnen verteilen selbst gemachten,
äußerst schmackhaften Juh-Jah-Likör, Manni Schumacher befeuert die Gulaschkanone und versorgt die Teilnehmer und Zuschauer mit heißer Erbsensuppe und Siedewürstchen – und nicht zuletzt verkleiden sich viele hundert große und kleine Bürger als „Blangemer Geister“.
Springen im Juh-Jah-Rhythmus
Ein echter Blangemer Geist wird man, wenn man sich in ein weißes Bettlaken hüllt, die beiden Zipfel an der Stirn zu Hörnern (oder Eselsohren) abbindet, sich das Gesicht weiß schminkt und eine flackernde Pechfackel in die Hand nimmt. So ausgestattet hakt sich der Geist rechts und links bei anderen Geistern ein und „springt“ in dem ganz besonderen Juh-Jah-Rhythmus durch die Gassen. Angeführt wird der furchterregende Zug durch die beiden „Jecken Böhnchen“ und Prinz Karneval als beflügeltem Obergeist, der auf einem Pferd vorweg reitet. Das „Schellebäumche“ ist auch dabei. Mit Glöckchenläuten, Trommeln und Flötenspiel werden die Zuschauer karnevalistisch eingestimmt.
Alle Lichter werden abgeschaltet
Um die gruselige Stimmung des Abends komplett zu machen, liegt das kleine Burgstädtchen in absoluter Dunkelheit. Alle Laternen, Reklameschilder und sonstige Lichter werden ausgeschaltet. Die Kaisergarde steht am Georgstor und Hirtenturm und zündet bengalisches Feuer. Wer sich bei diesem schaurigen Treiben nicht fürchtet, ist wohl selbst schuld!
Feier in der Weiherhalle
Am Ende der Veranstaltung treffen sich die Geister und Zuschauer in der Weiherhalle, um sich beim Geisterball zu erholen, zu stärken und miteinander zu feiern. Weitere Informationen gibt es unter:
Text: Glanzpunkt Eifel-Mitarbeiterin Regine Grümmer
Fotos: Nicole Böling, www.bl-design.de