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Durchs und übers Holz geht es bei der 10 km langen Umrundung des Sees im Hohen Norden Ostbelgiens

Wir haben mit unserem Guide Ralph Thoma den Bütgenbacher See umrundet.

Bütgenbach
Wir parken die Autos am Marktplatz von Bütgenbach, dem Herz des Ortes. Hier finden übers Jahr Märkte, Konzerte und andere Veranstaltungen statt – nicht jedoch an diesem
kalten, windigen Januarmorgen. Wir können also gleich starten. Oder doch nochmal kurz windgeschützt aufwärmen? Die neo-romanische St. Stephanus-Kirche ist auf jeden Fall einen Abstecher wert. Seit 1931 ersetzt sie die alte Pfarrkirche, die zu klein geworden war. Viele wertvolle Stücke sind zum Glück mit umgezogen und können wie die wunderbar farbenfrohen Kirchenfenstern heute noch bewundert werden. Der imposante
Glockenturm weist uns auf unserer gut zehn Kilometer langen Wanderung immer den Weg zum Ausgangspunkt. Praktisch. Ohnehin ist eine Seeumrundung ganz bequem für den Orientierungssinn. Verlaufen können wir uns schon mal nicht.

Viel Luft ist nicht mehr unter dem Steg: Holzwarche im Winter

Sehr nützlich: Alte Bahntrasse und Staumauer
Wir halten uns entlang des Marktplatzes und biegen rechts ab in die Burgstraße. Ja, Bütgenbach hatte auch mal eine Burg. Ruinen aus den Jahren 1230-1240 am Rande der Talsperren-Staumauer sind die letzten Zeugen dieser Festung. Dann biegen wir links in die Seestraße, die geradewegs zum See, bzw. zur Talsperre führt. Der Bütgenbacher See ist kein natürlicher See. Um 1932 errichtet, bändigt er die zuvor unberechenbare Warche
zum einen zur Versorgung eines Elektrizitätswerks, zum anderen auf ihrem Weg in die Talsperre in Robertville. Zwischen den beiden Stauseen verläuft der Wanderweg Warche-Tour.

Mal vormerken fürs nächste Mal. Wir wandern im Uhrzeigersinn zunächst ein Stück auf dem RAVeL-Radweg, vorbei am ehemaligen Bahnhof Bütgenbach, der an der Eisenbahnlinie Jünkerath-Weywertz angeschlossen war. Das RAVeL-Radwegenetz („Réseau Autonome de Voies Lentes“ heißt so viel wie „unabhängiges Netz langsamer Wege“) ist auf ehemaligen Bahntrassen angelegt und wegen seiner steigungsarmen Strecken besonders bei Genussradlern beliebt. Wer, wie unser Guide Ralph Thoma, gerne mal für Wettkämpfe trainiert, sollte diese Strecken deshalb sonn- und feiertags meiden.

Es gibt viele schöne Plätze am Bütgenbacher See

Recht naturbelassen: Holzwarche und Warche
Auch wir wechseln lieber auf einen schmaleren, fußsohlenfreundlichen, von Bäumen gesäumten Pfad am Ufer entlang. Von der Staumauer aus schweift unser Blick auf die Landzunge mit dem Freizeitzentrum Worriken. Den kompletten See sieht man von dieser Stelle aus nicht, er schlängelt sich mit einigen Windungen durchs ehemalige Warchetal inmitten des Ardenner Hochplateaus. Immer ufernah geht’s weiter. Zugänge zum Wasser sind meistens möglich, das uns bei unserer Winterwanderung aber nicht besonders lockt. Unterhalb der Ortschaft Berg bleibt der Weg weiter auf meist gleichbleibendem Niveau.

Höhenmeter machen wir auf unserem Weg durch Fichtenhaine und Wiesen hindurch heute nicht. Nun wird es einsamer und naturnäher. Ein Holzpfad führt ins Naturschutzgebiet Holzwarchetal mit einem laut Naturschutzvereinigung Natagora „Mosaik verschiedenster Pflanzengesellschaften“. Für uns geht es weiter entlang des Hauptzuflusses mit Überquerung der Warche. Ein Blick flussaufwärts und wir wähnen uns in der nordamerikanischen Wildnis, beim Blick zum See stellen wir uns ein Picknick mit Bad an einem warmen Sommerabend vor.

Einkehrmöglichkeit am RAVeL-Radweg

Durch ein wiederum waldreiches Stück nehmen wir Kurs aufs Freizeitzentrum Worriken, lassen es jedoch rechter Hand liegen. Wir haben nämlich noch etwas anderes vor: Einkehren zu Kaffee und Kuchen in Bütgenbachs reicher Gastronomieauswahl. Wir kommen jedenfalls wieder. Im Frühjahr, wenn die Narzissen blühen oder im Sommer zum Schwimmen. Oder beides.

Autorin: Claudia Träger
Fotos: Ralph Sondermann

 

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