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„Ein kunterbunter Haufen junger Menschen, mit persönlichen Schicksalen, wie sie unterschiedlicher kaum sein könnten“. Das ist schon eine sehr treffende Beschreibung der integrativen Jugendcamps in Merzbrück (15. bis 19. Juli 2016) und Woffelsbach (5. bis 9. August 2016), die bereits zum elften beziehungsweise sechsten Mal stattfinden und an denen Jugendliche aus der deutschen, belgischen und niederländischen Grenzregion teilnehmen. Mit und ohne Behinderung, mit deutschen und ausländischen Wurzeln, sozial benachteiligte, Jugendliche die sich in einem Ehrenamt außergewöhnlich bewährt haben, und in diesem Jahr, dank der Kooperation mit den Berufskollegs der Städteregion, auch minderjährige unbegleitete Flüchtlinge, welche die internationalen Förderklassen besuchen.
Integratives_Jugendcamp5Dass dies nicht immer so einfach ist, wie es sich in der Theorie anhört, weiß die pädagogische Leiterin der Camps Lara Brammertz (Streetworkerin der Nordeifelkommunen) und deren Steckenpferd die Inklusion ist, nur zu gut. Und sie spricht aus Erfahrung, hat sie doch selbst einst als Teilnehmerin und später als Betreuerin an den Camps teilgenommen. Seit vier Jahren hat sie nun die pädagogische Leitung inne. „Selbstverständlich gibt es anfangs das eine oder andere Vorurteil. Diese werden in aller Regel aber durch die Vielzahl der gemeinsamen Aktionen recht schnell abgebaut. Das ist schon ein hervorragendes Sozialkompetenztraining und funktioniert trotz mancher Berührungsängste und sprachlicher Barrieren sehr gut. Interessant ist auch zu sehen, wie unwichtig nach einiger Zeit das Smartphone zu sein scheint. Und es ist einfach klasse, dass es doch die einfachen Dinge, wie eine Nachtwanderung, sind, die den Jugendlichen Freude bereiten. Wichtig ist aber auch, dass es eine gewisse Struktur innerhalb der buntgemischten Gruppen gibt. Morgens Besprechung, Übernahme des Küchendienstes – jeder bringt also einen Mehrwert in die Gemeinschaft ein. Niemand wird ausgegrenzt“. So bunt wie die Teilnehmer, so bunt ist das Angebot für die Jugendlichen. In Merzbrück gehören neben einem abwechslungsreichen Programm der obligatorische Segelrundflug für jeden der bis zu 100 Teilnehmer und der Besuch der Nato-Airbase in Geilenkirchen dazu.
Integratives_Jugendcamp9In Woffelsbach können sich die bis zu 70 Jugendlichen auf Stand-Up-Paddling, Knotentechniken, ein Wassersicherheitstraining, Breakdance, den brasilianischen Kampftanz Capoeira und eine Talentshow, bei der sie ihrer Kreativität freien Lauf lassen können, freuen. Highlight dürfte hier die Fahrt mit dem Schiff über den Rursee sein. Wichtig ist Lara Brammertz aber Folgendes zu betonen: „Egal ob sportliche Herausforderungen oder kreative Arbeiten, jeder kann seinen Möglichkeiten entsprechend die verschiedenen Angebote wahrnehmen oder auch einfach nur bei hoffentlich gutem Wetter entspannen. Das „Alle-an-einem-Strang-ziehen“ und Fördern der gegenseitigen Hilfsbereitschaft entwickelt sich dann meist von ganz alleine“. Das Ganze funktioniert natürlich nur durch ein gut zusammenarbeitendes Betreuer-Team, bestehend aus sechs Übungsleitern für den sportlichen Bereich, sechs Pädagogen, vier bis sechs Absolventen des freiwilligen sozialen Jahres, zwei Leiterinnen und etlichen Hilfsbetreuern, die meist aufgrund der eigenen, schönen Erfahrungen in Merzbrück und Woffelsbach vom Teilnehmer zum Ehrenamtler wurden – was auch ein Ziel der Camps ist.
Integratives_Jugendcamp3Gelebte Inklusion – ein Schlüssel zur erfolgreichen Integration, zum Abbau von Vorurteilen gegenüber Menschen die scheinbar anders und doch so gleich sind, wenn sie funktioniert und gut durchdacht ist. Dass es funktioniert, dafür sind die wohl in dieser Form deutschlandweit einmaligen integrativen Jugendcamps in Woffelsbach und Merzbrück, dank Initiatorin Uschi Brammertz und dem Verein zur Förderung integrativer Jugendcamps die besten Beispiele.  Die Teilnahme für alle Jugendlichen zwischen 14 und 18 Jahren (mit Handicap bis 25) ist übrigens komplett kostenlos, dank der Unterstützung durch die Städteregion Aachen, den Landschaftsverband Rheinland und die EUREGIO Maas-Rhein, um nur einige zu nennen, sowie einer Vielzahl weiterer Sponsoren und Sachspender. Ebenfalls voll und ganz hinter den Camps stehen aufgrund der durch die Bank weg positiven Resonanz der Jugendlichen zahlreiche Bürgermeister der Städteregion Aachen, Belgien und den Niederlanden sowie der NRW-Minister für Arbeit, Integration und Soziales Rainer Schmeltzer und die Kölner Regierungspräsidentin Gisela Walsken. Schirmherren der integrativen Jugendcamps sind Städteregionsrat Helmut Etschenberg, der Ministerpräsident der Deutschsprachigen Gemeinschaft Belgiens Oliver Paasch und der Bürgermeister von Kerkrade Jos Som. Und selbst die Anreise wird in Ausnahmesituation durch Abholung der Jugendlichen seitens der Betreuer und des Vereins organisiert.
Wer also Lust hat, an zwei ganz besonderen Veranstaltungen
in den Sommerferien teilzunehmen,
kann sich noch bis zum 30. Juni 2016
unter http://www.jugendcampaachen.de/ anmelden.
Bei Rückfragen steht Lara Brammertz unter 0173-3078522
oder per mail (integratives-jugendcamp@outlook.de)
zur Verfügung.

Text: Glanzpunkt Eifel-Mitarbeiter Peter Offermann

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