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Ich habe keine Wäscheklammern mehr“, stellte Dr. Anne Katharina Zschocke vergnügt fest. Wäscheklammern aus Holz, das sind bei Dr. Zschocke die „Eintrittskarten“ zu ihren Führungen – in dem Fall durch die Kakushöhle, eine der größten offenen Höhlen in der Eifel. Sie zählt zu den bedeutenden prähistorischen Fundstätten in Europa. Genau genommen handelt es sich um drei Höhlen, sie werden die „Große Kirche“, die „Dunkle Kammer“ und das „Kalte Loch“ genannt.
Rund 65 Klammern hatte Dr. Zschocke bereits verteilt, als noch immer Menschen zum Treffpunkt vor dem Cafe „Zur Kakushöhle“ strömten. Rund 80 Teilnehmer waren es schließlich, die sich mit der Referentin aufmachten zu einer Führung auch durch die rund 300.000 Jahre alte Geschichte dieses Ortes. Die Besucher allen Alters kamen sowohl aus der Region als auch etwa aus Köln und Bonn. Sie kamen allein, mit der ganzen Familie oder in kleinen Gruppen. Anne Katharina Zschocke hatte vorgesorgt und trug eine Bierkiste mit sich. Auf die stellte sie sich während ihrer Erläuterungen, um alle zu erreichen.
„Wir stehen hier am Rande des ältesten Naturschutzgebietes im Kreis Euskirchen“, so die in Nettersheim-Tondorf lebende Dr. Zschocke. Tatsächlich wurde das 5,8 Hektar große Areal schon 1927 erstmals als solches ausgewiesen. „Hier gibt es zwei ganz unterschiedliche Lebensräume“, berichtete Dr. Zschocke, „das macht das Naturschutzgebiet so wertvoll.“ Zum einen sei da das Gelände unten, im Schatten der Felsen, von wo aus riesige Buchen in den Himmel wachsen. Zum anderen das Hochplateau auf dem Felsen mit völlig anderer Vegetation – beide mit einer ganz spezifischen Fauna und Flora.

Führung-Kakushöhle-Werkzeug-querÜbrigens: Ein „Fels“ der etwas anderen Art, der auf dem Weg zu den Kakushöhlen an einem Baum lehnt, war schnell erklärt. Beim näheren Hinschauen entpuppte er sich als – wenn auch kopflose – Büste. Dr. Anne Katharina Zschocke wandte sich an ihre Zuhörer: „Erkennen Sie, wer das ist?“ Nachdem auch etwa Napoleon im Rennen war, stellte sich heraus: Das ist Kaiser Wilhelm II. „Er besuchte 1906 die Eifel, später beschloss man, ihm ein Denkmal zu setzen“, erfuhren die Besucher. Der Kaiser war Fan der Altertumsgeschichte. Die Büste wurde mit Spendengeldern finanziert und am 28. Juli 1907 mit einem großen Volksfest, an dem viele Vereine aus der Region mitwirkten, eingeweiht.
Vorbei am preußischen Kaiser also gelangte die Gruppe ins Felsengebiet. „Dort oben findet sich eine Vielfalt von Lebewesen“, richtete Dr. Zschocke die Aufmerksamkeit auf die gewaltige Felswand. Die zahlreichen „Löcher“ im Felsen böten Vögeln Unterschlupf, „etwa diesem hier“, so die Referentin, und hielt ein Bild hoch. „Ein Eisvogel?“, fragte zunächst ein Herr. Tatsächlich war es ein Kleiber, der allerdings ähnlich prachtvoll gefärbt ist. Interessantes gab es über den Efeu zu erfahren, der „am Boden ganz anders aussieht als dort, wo er hochgeklettert ist“. Denn Efeu, die dominierende Pflanze im Felsengebiet, sei eine der wenigen Pflanzen, deren Blätter sich nach der ersten Blüte (nach acht bis zehn Jahren) verwandeln – wo zuvor fünf Zipfel waren, wird es beim gereiften Efeu glänzend eiförmig.
Vor dem eigentlichen Höhleneingang dann wurde es, insbesondere auch für die Kinder, besonders spannend. In der Kakushöhle, erläuterte Dr. Anne Katharina Zschocke, fanden Forscher Spuren ganz verschiedener Epochen, Kulturen und Lebewesen. Neben Tierknochen und Steingeräten des Neandertalers konnten drei Feuerstellen der Urmenschen nachgewiesen werden. Das Alter dieser Feuerstellen wurde auf 80.000 bis 50.000 Jahre vor Christus geschätzt. Später suchten etwa Kelten und Römer Schutz in der Höhle.
Informationen rund um die Kakushöhlen und das Naturschutzgebiet sowie Termine und Öffnungszeiten des Cafés „Zur Kakushöhle“ gibt es unter www.kakushoehle.de, einer Serviceseite der Stadt Mechernich. Über Dr. Anne Katharina Zschocke erfahren Sie mehr unter www.dr-zschocke.de.

Fotos & Text: Alice Gempfer/pp/Agentur ProfiPress

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