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Golab Mohammadi in der Eifel
Golab Mohammadi hat ein neues Zuhause in der Eifel gefunden.

Simmerath.

Mit 17 Jahren sind die meisten deutschen Jugendlichen gerade im Abiturstress, mitten in ihrer Ausbildung oder an einem Berufskolleg. Mit 17 Jahren war Golab Mohammadi unterwegs, um von Afghanistan über die Türkei, den Iran, Griechenland und Österreich nach Deutschland zu gelangen. Zu Fuß, mit dem Bus, dem Boot, dem Taxi. Aber vor allem: allein. Seine Eltern und sieben Geschwister hat der Jugendliche zurückgelassen. Er floh ohne seine Familie vor dem Krieg in seinem Heimatland.

Golab Mohammadi zeigt sein Heimatland auf dem Globus
Ganz weit weg: Golab Mohammadi zeigt sein Heimatland auf dem Globus

Der Weg zu einer eigenen Wohnung, zu einem Ausbildungsbetrieb und einer Arbeit war nicht leicht für den jungen Mann. Als erstes übernahm er einen Job in der Küche des Flüchtlingsheims in Einruhr, in dem er zunächst untergebracht war. Allerdings sollte er plötzlich nach Langschoss verlegt werden. „Ich hätte meinen Job aufgeben müssen und keine Möglichkeit gehabt, mich weiter zu integrieren. Das wollte ich nicht“, erzählt Golab. Zum Glück nahm ihn eine Familie in Einruhr auf, so konnte er seinen Job behalten.

Beruhigt schlafen und frei sein

Angekommen in der Eifel: Golab Mohammadi
Golab Mohammadi lernt zielstrebig.

Inzwischen hat sich der mittlerweile 21-Jährige in Deutschland gut eingelebt. Integration ist ihm sehr wichtig. „Ich will hier etwas für meine Zukunft tun, für mein Leben in Freiheit. Hier komme ich nach Hause und kann beruhigt schlafen gehen, ohne Angst vor Bomben vor dem Haus“, erzählt er. Ein weiterer großer Unterschied zwischen Deutschland und dem uns so fremden Afghanistan: „Man kann hier machen, was man möchte, solange man sich richtig verhält. Ich kann ein Grundstück kaufen, wenn ich genug Geld habe, oder eine Reise machen. Diese Freiheit hat man in Deutschland.“


„Ich habe Golab im März 2016 kennen gelernt, als er – mit sehr geringen Deutsch- kenntnissen – bei uns am Berufskolleg Simmerath zusammen mit 15 anderen jungen Geflüchteten in der Internationalen Förderklasse angefangen hat. Mir ist er dort sofort durch seine offene, freundliche Art aufgefallen und seine besondere Hilfsbereitschaft gegenüber seinen Mitschülern. Jetzt hat er seinen Hauptschulabschluss nach Klasse 10 in der Tasche. Oft ist er zu mir in die Beratung mit einem Stapel an Papieren und Anträgen von verschiedenen Ämtern gekommen, die wir dann gemeinsam bearbeitet haben. Es hat mich immer beein- druckt, wie zielstrebig er an die Dinge herangegangen ist. Ich bin froh und dankbar, dass ich ihn als Schulsozialarbeiterin ein Stück auf seinem Weg begleiten konnte. Ich bin überzeugt, dass er diesen Weg erfolgreich weitergehen wird!“
Miriam Effertz-Kogel, Sozialarbeiterin am Berufskolleg Simmerath


Golab Mohammadi: Neues Zuhause in der Eifel
Golab Mohammadi: Neues Zuhause in der Eifel

Mit neun Jahren auf der Baustelle

Golab ist eigentlich Fliesenleger – und war es schon im Alter von neun Jahren. „Zu Hause musste ich schon früh meine Familie unterstützen, also begann ich, an Baustellen zu helfen und dort auch Fliesen zu verlegen“, erinnert er sich. Später machte er in seinem Heimatland eine Ausbildung zum Fliesenleger. Derzeit wird überprüft, ob die Ausbildung in Deutschland anerkannt werden und Golab seine Gesellenprüfung ablegen kann. Wenn Golab aus der Schule kommt, ist er ehrenamtlich tätig. Er hilft im „Café International“, in dem sich viele Immigranten aus dem Simmerather Raum treffen, beispielsweise beim Dolmetschen oder bei Umzügen, betreut die Gäste dort.

Golab Mohammadi in Simmerath
Golab Mohammadi in Simmerath

Golab hat sich in Deutschland erfolgreich integriert. Er ist glücklich mit seiner Arbeit und kann sich mittlerweile dank Zuwendungen wie BAföG und Kindergeld sogar eine eigene Wohnung leisten. Er hat sich ein soziales Umfeld aufgebaut und hilft, wo er kann. Gerade deshalb appelliert er an die Menschen, die Flüchtlingen gegenüber Vorurteile hegen: „Ich wünsche mir, dass die Leute, bevor sie über uns urteilen, erst mal nachdenken und schauen: ‚Was macht dieser Mensch? Wer ist er?‘ Und dann können sie sich ein Bild machen. Ich bin nicht wegen des Geldes hergekommen oder um die ganze Zeit zu feiern, ich will etwas tun.“ Golab weiß, dass nicht alle so viel Glück in Deutschland hatten wie er. „Ich weiß es zu schätzen, wie viel für uns getan wird. Ich bin dankbar für den Staat, für das Sozial- und Jugendamt und danke allen Menschen, die es mir ermöglicht haben, hier bleiben zu dürfen“, sagt Golab glücklich. ●

Text: Michelle Olion
Fotos: Ralph Sondermann

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