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Ob Streit mit der Sozialbehörde, Ärger mit dem Rentenantrag, dem Rentenbescheid oder Probleme beim Ausfüllen der umständlichen Anträge der Sozialbehörden – seit über 60 Jahren ist Otto Offermann für den Verband der Kriegs- und Wehrdienstopfer, Behinderte und Rentner in Deutschland (VdK) im Ortverband Konzen aktiv. Und das ist rückblickend keine Selbstverständlichkeit. Denn Otto Offermann wurde als zehn Monate altes Kind selbst zum Opfer des Zweiten Weltkrieges. Es war der Nachmittag des 29. September 1944. Die Familie saß am Kaffeetisch in der Stube, Otto auf dem Schoß seiner Großmutter. Sein Bruder spielte draußen mit einem Freund, als plötzlich direkt hinter dem Haus eine Granatbombe einschlug. Als sein Bruder und der Freund ins Haus rannten, sahen sie Entsetzliches. Ein Granatsplitter hatte Ottos linkes Ärmchen zerfetzt. Es grenzt an ein Wunder, dass Otto das überlebt hat, zumal die Versorgungslage damals katastrophal war. Der Ort war völlig durch Soldaten und Minen isoliert. Ärztliche Versorgung war unmöglich, so dass eine Nachbarin die medizinische Erstversorgung übernahm. Das Krankenhaus, in das der kleine Otto erst nach sieben Tagen eingeliefert wurde, lag im Kriegsgebiet und musste trotz ständiger Bombardierungen durch die Alliierten unzählige Kranke und Verwundete aufnehmen. „Ich hatte Glück im Unglück. Man vermutet, dass die dicke Säuglingskleidung die Wunde selbst abgebunden und so die massiven Blutungen gestoppt hat.“ Was folgte, waren mehrere Operationen, Krankenhaus- und Reha-Aufenthalte sowie Nachamputationen, die viele Narben hinterließen. Davon hat sich Otto Offermann nie unterkriegen lassen. Nach dem Krieg, als sich im Jahre 1952 der VdK Ortsverband Konzen-Imgenbroich gründete, meldeten Ottos Eltern ihren Sohn auch gleich als Mitglied an. Im Alter von zwölf Jahren bekam er hier auch seinen ersten Job und wurde Hilfskassierer. Eine Tätigkeit, die sogar mit drei Deutschen Mark entlohnt wurde, wie sich Otto Offermann erinnert. „Die Mitgliedsbeiträge wurden noch persönlich kassiert und als Quittung gab es kleine Wertmarken, die manche Mitglieder in Gläsern sammelten“, erinnert sich Otto Offermann weiter. Wie wichtig der Verband heutzutage noch ist, der sich in den Anfangsjahren um die Witwen, Waisen und Millionen von Kriegsversehrten kümmerte und dafür sorgte, dass diese nicht auf der Strecke blieben, dafür ist der Ortsverband in Konzen ein Paradebeispiel. Zu den Aufgaben des Verbandes, der deutschlandweit 1,8 Millionen Mitglieder zählt, gehört neben der Klärung, welche Behörde wofür zuständig ist, der Hilfe beim Ausfüllen der Anträge und Rechtsberatung durch Anwälte im Streitfall mit den Sozialgerichten besonders die Betreuung der Mitglieder durch Besuche im Altenheim, von Gemeinschaftsveranstaltungen oder zu runden Geburtstagen.

DSCF1864Geändert hat sich in den vergangen Jahrzehnten die Zielgruppe des VdK. Während die Zahl der Kriegsopfer im Laufe der Zeit zwangsläufig stetig zurückging, nahm die Zahl der Mitglieder mit angeborenen Leiden, schweren Krankheiten, Unfällen und Verlust des Arbeitsplatzes sowie der Opfer von Gewalttaten zu. Otto Offermann, der seit über 20 Jahren Vorsitzender des Ortsverbandes des VdK in Konzen ist, denkt noch lange nicht ans Aufhören. Das liegt nicht zuletzt an der „stets guten Zusammenarbeit des noch jungen Vorstandes und der Unterstützung, die mir zuteil wird“, wie er betont. Die Geschichte Otto Offermanns zeigt, wie wichtig es ist, nie den Mut zu verlieren, und dass man trotz des eigenen Schicksals immer in der Lage sein kann, anderen Menschen zu helfen. Es zählt der Solidargedanke, und das seit fast 70 Jahren – etwas, das Menschen wie Otto Offermann auch an die jüngeren Generationen weitergeben möchten.

Fotos und Text:  Glanzpunkt Eifel-Mitarbeiter Peter Offermann

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