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Auf eine Lesung der besonderen Art dürfen sich Besucher und Interessierte am 4. Mai 2016 ab 19.00 Uhr in der Simmerather Gemeindebücherei freuen. Hanna Zack-Miley kommt zu Besuch, um aus ihrer Biografie „Meine Krone in der Asche. Der Holocaust, die Kraft der Vergebung und der lange Weg zur persönlichen Heilung“ vorzulesen. Eine besondere Biografie, erzählt sie doch die Lebensgeschichte eines jüdischen Mädchens aus Gemünd, das nur durch die bösen Vorahnungen ihrer Eltern vor dem Holocaust gerettet werden konnte. In einem der riskanten Kindertransporte schaffte sie die Flucht, gemeinsam mit 10.000 anderen, nach England. Ihre Eltern sah sie nie wieder. Sie wurden bei einer brutalen Mord-Aktion in der Nähe von Chelmno in Polen vergast. Im Alter von 75 Jahren schrieb die heute in Phoenix, Arizona, und der Eifel lebende Holocaust-Überlebende innerhalb von vier Jahren ihre packende und mitreißende Geschichte auf. Sie erzählt aber nicht nur das Schicksal ihrer eigenen Familie, sondern den eigenen Weg – weg von Rache und Hass hin zu Vergebung und der Befreiung von Verbitterung. Man darf auf einen bewegenden und emotionalen Vortrag gespannt sein.

001Im Jahr 2000 dann waren Hanna und ihr Mann George aus den USA in Gemünd zu Gast. Hier wurde in persönlichen Gesprächen die Aufmerksamkeit des Hoteliers Detlev Wurst geweckt. Gerührt von ihrer Geschichte versuchte er Kontakte zu Gemünder Bürgern herzustellen, die sich an Hanna erinnerten und womöglich noch Bilder aus der Kindheit besaßen. Mit dem inzwischen verstorbenen Willi Kruff gelang dies, und er freute sich riesig, Hanna wiederzusehen. Sein Verdienst war es auch, dass ein Gedenkstein für Hannas Eltern auf dem jüdischen Friedhof in Gemünd aufgestellt werden konnte. Bei einem Besuch in Köln machte Detlev Wurst seine Gäste aus den USA auch auf die dort verlegten Stolpersteine des Künstlers Gunter Demnig aufmerksam. Die Idee für die Stolpersteinverlegung in Gemünd war geboren. Die ersten 11 Stolpersteine wurden im Rahmen der 800-Jahrfeier verlegt. Die Anwesenheit und die bewegende Rede Hanna Zack-Mileys bei der Verlegung der Steine für ihre während des Nazi-Terrors ermordete Familie vor dem ehemaligen Wohnhaus dürfte für viele der Anwesenden auch heute immer noch ein emotionaler und unvergesslicher Moment sein. Auch für den aus Frechen angereisten Initiator und Künstler Gunter Demnig selbst. Mittlerweile sind durch den von Georg Toporowski geleiteten Arbeitskreis Stolpersteinde Gemünd weitere zahlreiche Steine in der Gemeinde im Gedenken an die hier damals lebenden jüdischen Familien verlegt worden. Und auch Eicherscheid soll nun als erster Ort der Gemeinde Simmerath einen Stolperstein bekommen. Im Gedenken und Erinnerung an die während der NS-Zeit im Ort lebende jüdische Familie Kaufmann ist man in den Planungen bereits fortgeschritten und auf der Suche nach einem geeigneten Standort.

003Text: Glanzpunkt Eifel-Mitarbeiter Peter Offermann; Fotos: privat

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