TEILEN

Seit fast 1000 Jahren zählt die Pfarrkirche St. Matthias zu den ältesten Kirchen der Diözese Aachen. Gemäß Überlieferung wurde die nahe der Burg gelegene Kapelle 1130 zur Pfarrkirche erhoben und stellt heute – nach bereits sechs Bauperioden – ein weithin sichtbares Bauwerk des christlichen Glaubens dar. Die Geschichte der Kirche ist auch eng mit dem Kloster Steinfeld verbunden. Um dort die klösterliche Zucht zu schützen, untersagte der damalige Erzbischof Friedrich I. in der Umgebung des Klosters Steinfeld jede weltliche Ansiedlung.  Dafür schuf er in der Nähe – auf dem Burggelände – ein neues Seelsorgezentrum für das Volk der Pfarre Reifferscheid. Zur Historie der einzelnen Bauperioden gehört auch folgende Begebenheit: Bei der vierten Baumaßnahme (1860 bis 1867) wurde der Chor ausgemalt. Im Unterchor Nordseite wurden Stangen für das Malergerüst in den Boden eingesetzt. Eine Stange gab nach und sank in das Gewölbe einer bis dahin nicht bekannten Totengruft. Die Handwerker fanden gewaltsam aufgebrochene Särge, jedoch ohne Wertbeilagen. Die Gebeine – wahrscheinlich von Adelsgeschlechtern – lagen verstreut am Boden. Leider kann man diesen Ort nicht begehen. Die Ruhestätte dem Tageslicht zu öffnen und einen öffentlichen Zugang zu schaffen, ist auch heute bautechnisch nicht möglich, aber zumindest hat man ein Geheimnis lüften können. Bei der jetzt stattfindenden Baumaßnahme ist ein weiteres Geheimnis aber nicht zu erwarten. Nach Kriegswirren und Zerstörungen Mitte des 19. Jahrhunderts und während der französischen Besatzungszeit war die Kirche in einem jämmerlichen Zustand. Ohne den beispielhaften Einsatz des damaligem Oberpfarrers Engelbert Unkelbach, der durch Kollekten und Spenden bis in den Kölner und Düsseldorfer Raum die nötigen Taler für eine Restaurierung zusammentrug, wäre die Kirche heute sicher verfallen. Auch heute gilt: Menschen, die sich ehrenamtlich für die Kirche engagieren, sich für das kirchliche Leben vor Ort einsetzen, sind die „lebendigen“ Bausteine einer jeden Pfarrgemeinde. Für das jetzige Vorhaben der Dachsanierung sind nun „materielle“ Bausteine gefordert. „Die Schiefereindeckung ist morsch und es dringt Wasser ein. Nach über 60 Jahren steht daher eine unumgängliche Erneuerung an“, so umschreibt Alfred Urhahn die erforderliche siebte Baumaßnahme. Die Kosten für die Schiefereindeckung und teilweise Restauration des Dachstuhls belaufen sich auf insgesamt 342.000 Euro. Der Zuschuss des Bistum Aachen beträgt ca. 210.000 Euro. Der Orgelbau- und Förderverein Reifferscheid e.V. verringerte den zu tragenden Eigenanteil um 30.000 Euro. Mit der gleichen Summe wurde aus Rücklagen der Kirche und zusätzlich angesparten freien Mitteln aus dem Kirchenhaushalt der Eigenanteil weiter reduziert.dachpate-reifferscheid_zeichnungDiverse Summen spendeten ortsansässige Firmen und auch Unternehmen, die im Bereich Dienstleistungen, Wartung und Service für die Pfarre tätig sind. Dennoch reichen diese Mittel bei Weitem nicht aus, und so kam der Kirchenvorstand mit dem Vorsitzenden Pfarrer Philipp Cuck, dem Stellvertreter Winfried Schneider, dem Pfarreiratsvorsitzenden Alfred Urhahn und Manfred Xhayet, Beauftragter des Kirchenvorstandes, auf die Idee einer „Dach-Patenschaft“. „Wir haben das gesamte Kirchendach in 716 nummerierte Quadrate eingeteilt und bieten allen, die ein Herz für unsere altehrwürdige Kirche haben, für ein oder mehrere Quadrate eine Dach-Patenschaft an. Die Kosten für die Übernahme dieser Patenschaft betragen je Quadrat 50 Euro“, erläutern Winfried Schneider und Manfred Xhayet. Anhand eines Modells – in einmonatiger Arbeit von Beate Hoff, einem Mitglied der Pfarre gefertigt – das in der Kirche ausgestellt ist, können die Spender jederzeit nachvollziehen, für welchen Bereich des Kirchendaches sie die Patenschaft übernommen haben. In einem ebenfalls ausliegenden „Patenbuch“ werden sie namentlich aufgeführt. Jeder Dach-Pate erhält zum Dank und zur Erinnerung eine Patenurkunde – und auch eine Spendenquittung. Diese Aktion startete mit Sanierungsbeginn Mitte August und soll Ende 2016 abgeschlossen sein.
dachpate-reifferscheid_modelbau-kirche„Es steckt viel Herz dahinter, wenn man die Spendenbereitschaft selbst von ehemaligen Pfarrangehörigen, Touristen, Kirchenbesuchern und allen, die sich mit der Kirche verbunden fühlen  betrachtet“, bringt Pfarrer Theo Tümmler sein Erstaunen über den Erfolg der Aktion zum Ausdruck. Die Gelegenheit, eine Patenschaft zu zeichnen, haben Sie auch noch auf dem Weihnachtsmarkt auf Burg Reifferscheid am Samstag, den 26.11. und Sonntag, den 27.11.2016. Die Pfarrei betreibt dann zwei Cafés – im Gewölbekeller des Pfarrhauses und im Pfarrheim. Ein Besuch  der Pfarrkirche, die dann mit einer besonderen und strahlenden Ausleuchtung aufwartet, lohnt sich ebenso.

Fotos unten & Text: Glanzpunkt Eifel-Mitarbeiter Peter Meurer

TEILEN